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Mittwoch, 03 September 2014 12:28

Exponat des Monats September

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Geleimt und gezwungen

Auch das gehörte früher zum Schreinerhandwerk!

Zwar wird im Allgemeinen der Hobel als wichtigstes Werkzeug des Schreiners bezeichnet, vor allem in Abgrenzung zu anderen holzbearbeitenden Handwerken, die Hobel in zünftigen Zeiten meist nicht verwenden durften. Doch war die Verwendung von Leim seit dem 16. Jahrhundert berufssichernd. Nicht nur, dass damit erstmals die Möglichkeit gegeben war, auf sichtbare Nagelung oder Verkeilung im Möbel- und Innenausbau zu verzichten und Stoßfugen zu verdecken. Nun konnten auch Edelhölzer als Furniere auf preiswerte Unterhölzer aufgebracht werden. Dabei handelte es sich um Kunstfertigkeiten, die ausschließlich Schreiner beherrschten.

In Wolfhagen gehörten die Schreiner der Holzarbeiterzunft an, wie in einem Zunftbrief aus dem Jahr 1788 deutlich wird. Mit steigendem Wohnkomfort der Bevölkerung und der Honoratioren fanden sie auch in Wolfhagen zeitweise ein reiches Betätigungsfeld. Das änderte sich mit Aufkommen industriell hergestellter Möbel seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Aufgabengebiete verlagerten sich und Reparaturarbeiten gewannen an Bedeutung.
Leimtiegel und -töpfe wie -zwingen durften jedenfalls bis ins 20. Jahrhundert hinein in keiner Schreinerei fehlen. Der zumeist verwendete Knochenleim, der die genau richtige Temperatur für die erfolgreiche Anwendung haben musste, wurde deshalb entweder im Wasserbad oder in den meist dreifüßigen Tiegeln erhitzt. Mit Hilfe der in jeder nur erdenklichen Größe vorhandenen Zwingen hielt man die zu verleimenden Einzelstücke zusammen.
In unserem Museum werden neben einer großen Zahl hölzerner Leimzwingen auch spezielle Leimtöpfe aufbewahrt und ausgestellt. Dazu gehört ein zweiteiliges Exemplar aus Kupfer. Im zylindrischen Außentopf wurde Wasser für das Wasserbad erhitzt. Er hat einen in Ösen eingehängten beweglichem Rundhenkel. Am oberen Rand ist ein waagerecht nach Innen weisendes Kupferblech angebördelt. Es hält den Innentopf, damit er im Wasserbad nicht untergeht. Der Innentopf mit langem Flachstiel aus Eisen hat zudem einen waagerecht nach außen gewölbten oberen Rand. Die Zwingen sind komplett aus Holz.

Beate Bickel
Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.






Gelesen 9108 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 04 September 2014 07:49