Diese Seite drucken
Donnerstag, 04 Dezember 2014 11:52

Exponat des Monats Dezember

Artikel bewerten
(1 Stimme)

Der Kugeltopf – Das Universalkochgerät im Mittelalter

Von Beate Bickel

Auch die Menschen im Mittelalter mussten essen. Dabei stand bei den Meisten nicht so sehr der Genuss im Vordergrund, sondern es ging häufig genug ums Satt werden. Soziale Unterschiede bestanden zwischen adligen und kirchlichen Grundherren,  Stadtbewohnern und Bauern. Rezepte oder Auflistungen von Nahrungsmitteln sind lediglich von wohlhabenden Grundherrschaften überliefert. Sie vermitteln ein Bild von großer Vielfalt. Die einfache Bevölkerung, Bauern und kleine Handwerker hingegen, lebten sprichwörtlich von der „Hand in den Mund“. Sie aßen, was sie selbst anbauten oder was sie in Feld und Flur sammeln konnten. Vorratshaltung war schwierig, meist reichte die eingebrachte Ernte dafür nicht aus. Eine Missernte konnte daher schnell zu einer Hungersnot führen.

Wichtige Grundnahrungsmittel im 13. Jahrhundert waren selbstgebackenes Brot, aus selbst angebautem Getreide selbst hergestellt – versteht sich, Hirsebrei und allerlei Gemüse, vor allem Kohl, Bohnen und Erbsen. Die Kartoffel war noch nicht bekannt, Fleischgerichte bei den einfachen Leuten eher selten.
Gekocht wurde im offenen Feuer, Universalkochgerät war der Kugel- oder Bombentopf, den es in allen erdenklichen Größen gab. Dabei handelte es sich um aus Ton hergestellte und gebrannte Gefäße. Diese bauchigen Gefäße mit rundem Boden standen sicher in der Feuerstelle. Sie ermöglichten eine gleichmäßigere Erwärmung der Speisen als es mit Standbodentöpfen möglich gewesen wäre. Die gleichfalls zu diesem Zwecke verwendeten Gefäße aus Metall waren erheblich teurer und deswegen weniger verbreitet.
Erst im späteren 13. Jahrhundert erhöhte sich der Formenreichtum der Alltagskeramik, man benutzte nun allmählich Rundbodentöpfe, die mit drei Beinen ausgestattet waren, die Grapen, Kugel- oder Standbodenkannen, Henkeltöpfe, langovale Bräter, tönerne Bratpfannen, Schalen, Becher und Pokale sowie Vorratsgefäße aus Keramik. Daneben gehörten hölzerne Gerätschaften ungedingt in jeden Haushalt. Glas-, Bronze- oder Kupfergeschirr war auch weiterhin den Wohlhabenden vorbehalten.
Unsere Exemplare im Regionalmuseum wurden bei Ausgrabungsarbeiten gefunden. Der Topf links im Bild stammt von der Burgruine Rödersen, der Rechte aus der im Jahr 1231 zerstörten Stadt Landsberg. Beide Objekte sind noch bis zum 8. Januar 2015 in der aktuellen Sonderausstellung „Neugestaltung in der Mitte des Reiches. Die Langsdorfer Verträge von 1263“ zu sehen.

Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Gelesen 8868 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 04 Dezember 2014 12:03