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Dienstag, 05 Dezember 2017 13:42

Exponat des Monats Dezember 2017

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Fünf Jahre alt war die heute 95jährige Ruth Riedemann, geb. Döhne als ihr das Christkind die Puppe mit dem schönen blonden Haar unter den Weihnachtsbaum legte. Fünf Jahre alt war die heute 95jährige Ruth Riedemann, geb. Döhne als ihr das Christkind die Puppe mit dem schönen blonden Haar unter den Weihnachtsbaum legte. Beate Bickel

Eine Puppe als Weihnachtsgeschenk

Von Beate Bickel

Es ist nun bereits 90 Jahre her, dass ein kostbares Geschenk, das Herz eines jungen Wolfhager Mädchens erfreute: Eine Puppe mit echtem Haar, Schlafaugen und beweglichen Gliedern hatte das Christkind für die 5jährige Ruth Döhne in die Große Teichstraße 20 gebracht. Ein ganz besonderes Stück, aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, erfreute von nun an das Kind.

Kopf, Hals und Brustblatt aus Celluloid sind unbeweglich miteinander verbunden. Die blauen Schlafaugen sind aus Glas, die blonden Haare echt. Der Körper aus Leder ist über das Brustblatt gestülpt. Die Arme wurden aus Holz gedrechselt und sind durch Kugelgelenke sowohl in den Schultern als auch in den Ellbogen beweglich. Für die Hände wiederum, die im Gelenk gedreht werden können, benutzte man keramisches Material. Auch die Beine sind beweglich. Wie der Balg aus Leder gefertigt, können sie dank einer speziellen Knopf-, Drahtkonstruktion nach vorn und nach hinten pendeln.
Puppenmutti Ruth hatte jedenfalls in zweifacher Hinsicht Glück: Sie hatte ein so schönes Geschenk erhalten und durfte sogar damit spielen. 100 Jahre zuvor waren vor allem Sammlerpuppen auf dem Markt gewesen. Ihre Köpfe wurden aus Porzellan oder Biskuitporzellan hergestellt, sie waren schön und zerbrechlich und nur bedingt zum Spielen geeignet. Wenn überhaupt durften Kinder gehobener Gesellschaftsschichten sie ausschließlich unter Aufsicht von Erwachsenen einmal im Puppenwagen ausfahren. Bei Ruth’s Puppe hingegen, ist der Kopf aus dem unempfindlichen Celluloid hergestellt.
Die Produktion von Spielzeug-Puppen aus Celluloid hatte die Firma „Schildkröt“, die damals noch „Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik“ hieß 1896 in Mannheim begonnen. Damit war es möglich geworden, erschwinglichere Modelle als zuvor zu produzieren. Die neuen Puppen waren bruchfest, abwaschbar und farbecht. Der harte Panzer der Schildkröte sollte die Eigenschaften des Materials symbolisieren, deshalb hatten sich die Produzenten bereits damals für das Warenzeichen der „Schildkröte“ entschieden. Ganze Puppen oder auch nur Puppenköpfe, produziert in Deutschland, traten weltweit ihren Siegeszug an.
Wer die Puppe von Ruth Riedemann, geb. Döhne hergestellt hat, bleibt leider unbekannt. Eine Herstellermarke ist nicht zu finden. Die Puppe ist zwar bespielt, aber gut erhalten. Man sieht ihr an, dass ihre Besitzerin sorgsam mit ihr umgegangen ist, trotz des unempfindlicheren Materials. So konnte sie den Weg in unser Museum antreten, wo sie auch weiterhin gehegt und gepflegt wird.

Abb. 1:
Abb. 2: Kugelgelenke sorgen für die Beweglichkeit der Arme.

Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

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