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Donnerstag, 06 September 2018 12:35

Exponat des Monats September 2018

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Ehrenbürgerbrief für Adolf von Uslar, der während der Weimarer Republik Landrat in Wolfhagen war. Ehrenbürgerbrief für Adolf von Uslar, der während der Weimarer Republik Landrat in Wolfhagen war. Beate Bickel

Ein Ehrenbürgerbrief für Verdienste während der Weimarer Republik

 

Von Wolfgang Schiffner

Man muss schon etwas für seine Stadt geleistet haben, wenn der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung von Wolfhagen eine Persönlichkeit zum Ehrenbürger wählen.

Das geschieht nicht oft, aber am 24. Januar 1933 wurde Adolf von Uslar in „Anerkennung seiner Verdienste um die Kreisstadt Wolfhagen“ diese Auszeichnung verliehen. Entscheidend war wohl, dass von Uslar die im Jahre 1932 geplante Auflösung des seit 1821 bestehenden Landkreises Wolfhagen verhinderte. Der Jurist von Uslar war 1919 Landrat des Landkreises geworden und hatte seinen Amtssitz in der Burg Wolfhagen. Neben seinen Aufgaben im Kreis setzte er sich immer wieder für die wirtschaftliche Entwicklung Wolfhagens ein. Ihm ist es zu verdanken, dass der Sitz der Kreissparkasse 1923 von Hofgeismar nach Wolfhagen verlegt wurde. 1930 wurde nach einem von ihm gefassten Plan ein neues Sparkassengebäude an der Ritterstrasse eingeweiht, in dem auch andere Dienststellen wie das Katasteramt untergebracht werden konnten. Dass er Anfang des Jahres 1933 die Ehrenbürgerwürde erhielt, war eine Anerkennung für sein langjähriges Wirken für den Kreis und die Stadt.
Doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wenige Wochen später war für ihn kein Platz mehr in der Politik. Am 30. Mai 1933 wurde er vom Regierungspräsidenten in Kassel in den Ruhestand versetzt. Er zog nach Wiesbaden, wo er sich ab 1934 ganz aus der Politik zurückzog und als Privatmann lebte. Nachdem Adolf Hitler schon am 31. März 1933 das Ehrenbürgerrecht in Wolfhagen erhielt, wurde der überzeugte Nationalsozialist Christian Vaihinger am 03. April 1934 Bürgermeister. Es dauerte nicht lange, bis im Januar 1935 die Gremien der Stadt dem ehemaligen Landrat die Ehrenbürgerrechte aberkannten. In dem Beschluss hieß es, er habe die „Voraussetzungen“, die an die Verleihung der Ehrenbürgerwürde geknüpft waren „weder hinsichtlich seiner Person noch in Bezug auf seine Tätigkeiten erfüllt.“ Genauere Angaben wurden nicht gemacht.
Adolf von Uslar zog 1950 wieder nach Wolfhagen, verstarb 1960 und wurde in Wolfhagen begraben. Seine Enkelin Gesine von Uslar war vor fünf Jahren in Wolfhagen und hatte dem Museum die Urkunde des Ehrenbürgers geschenkt.
Müsste man nicht Herrn von Uslar die Ehrenbürgerwürde mit einem Beschluss der Gremien der Stadt wieder zurückgeben? Das wäre ein konsequenter Schritt, nachdem man im Jahre 2012 Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkannt hatte.

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