Postagenturen wurden bei der Deutschen Reichspost nach der Gründung des Kaiserreiches 1871 eingerichtet. Die Postagenturen waren zunächst Postanstalten für den Boten- und Postkutschenverkehr, die nicht von Berufsbeamten, sondern von Privatpersonen (Landwirten, Gewerbetreibenden, Lehrern, Gutssekretären usw.) im Nebenamt verwaltet wurden. Sie dienten in erster Linie den Bedürfnissen der Bevölkerung auf dem flachen Lande, es gab nur wenige Postagenturen in den Städten. Die Postagenten mussten bei der Einstellung die nötige persönliche Eignung nachweisen und sich in gesicherter wirtschaftlicher Lage befinden. Sie wurden für ihren Dienst durch Fachbeamte mehrere Wochen vor Ort ausgebildet. Die Jahresvergütung der Postagenten betrug 1871 etwa 450 Mark, was heute einem Jahresverdienst von 8100 Euro entsprechen würde.
Im Jahr 1724 wurde eine so genannte „Reitende Post“ von Kassel über Wolfhagen nach Lippstadt mit wöchentlich zweimaliger Briefbeförderung eingerichtet. Die zur selben Zeit bestehende Botenpost zwischen Fritzlar und Wolfhagen wurde 1871 durch eine täglich fahrende, zweispännige und viersitzige Personenpost abgelöst. Diese Personenpost war mit der 1862 eingerichteten Postlinie Kassel-Wolfhagen-Volkmarsen verbunden und abgestimmt. Die Linie Kassel-Volkmarsen berührte auch die Kaiserliche Postagentur in Ehringen, deren Emailleschild im Museum ausgestellt ist. An der Verbindungsstelle der beiden Linien in Wolfhagen entstand das Kaiserliche Postamt der Deutschen Reichspost in dem Neubau Schützeberger Straße 53 aus dem Jahr 1893 mit einem Postmeister an der Spitze. Erst im Jahr 1976 wurde dieses Postamt aufgegeben und von dem Neubau in der Burgstraße abgelöst.
Die Linie der reitenden Post von Kassel nach Lippstadt wurde als Postkutschenlinie weiter ausgebaut und durch Anschlussverbindungen, wie die von Büren nach Paderborn, aufgewertet. Erst mit dem Aufbau des Postwesens in Deutschland in Form der Kaiserlichen Reichspost entstanden auf den Postkursen der reitenden Post allmählich die Poststraßen. An diesen Fernwegen entstanden auch feste Poststationen zum Auswechseln der Pferde nach spätestens 50 km. Aber mit den ersten Versuchen zur Einführung der Fahrpost und der Postkutschen wurden auch die Mängel der bestehenden Straßen offensichtlich. Die ersten Poststraßen in unserer Region wurden in der napoleonischen Zeit des „Königreichs Westphalen“ angelegt. Nach den Befreiungskriegen und in der preußischen Zeit, die in Hessen 1866 begann, orientierte man an diesen napoleonischen Poststraßen das preußische Chausseeprogramm. Diese Chausseen, die auch Truppenbewegungen dienten, waren durch eine gerade Streckenführung, mit Steinen befestigte und gewölbte Straßendämme, Entwässerungssysteme, Baumbepflanzungen zum Sonnenschutz, parallel verlaufende, unbefestigte Sommerwege sowie durch Meilensteine zur Entfernungsbestimmung und Richtungsanzeige gekennzeichnet.
Um auch die immer beliebter werdenden Pakete transportieren zu können, wurden fahrende Landbriefträger mit Pferd und Fahrrad eingesetzt. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Kassel-Wolfhagen-Volkmarsen ging 1896/97 die Zeit der reitenden und der Kutschenpost zu Ende. Nur auf den Linien Wolfhagen-Naumburg und Wolfhagen-Freienhagen hielt sich noch eine Zeit lang der gelbe kaiserliche Postwagen.