Es war nicht einfach mit den doch eher kleinen Druckmodeln exakte Muster auf größere Stoffstücke zu bringen, um etwa Tischdecken oder Bettwäsche zu verzieren. Es war eine Kunst, die neben der zu absolvierenden Lehrzeit, Geschicklichkeit, Ausdauer und ein gutes Augenmaß erforderten. Besonders schwierig war es bei der Blaufärberei, denn die Muster wurden im Reservedruckverfahren hergestellt.
Im Unterschied zum Direktdruck, bei dem der Farbstoff auf die Druckform aufgetragen und dann das Muster direkt auf den Stoff übertragen wird (=Hochdruckverfahren) wird beim Reserve- oder Negativdruck eine farbabweisende Masse (=Papp) auf das Model aufgebracht und damit der in der Regel noch naturfarbige Stoff bedruckt. Da der Papp ebenfalls naturfarben ist, lässt sich das spätere Muster beim Aufdrucken nur schwer erkennen. Rapportstifte an den vier Ecken der Model sorgen für Orientierung, es muss immer Rapport an Rapport angesetzt werden. Beim anschließenden Färbevorgang bleiben die Musterungen naturfarben und der Stoff ist farbig, im Falle der Blaufärberei blau.
In Wolfhagen gab es im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts zwei Färbermeister, die erbittert, aber letztlich erfolglos, gegen Konkurrenz angingen. Hirsch Heinemann Israel von Dillich musste um 1835 mehrere Jahre für sein Bürgerrecht kämpfen, um eine von ihm gekaufte Färberei in Betrieb nehmen zu können. Vom Gesellen Busold verlangte man 1834 neben den beruflichen Qualifikationen auch den nachweis landwirtschaftlichen Besitzes, bevor er die Erlaubnis zur Verheiratung und selbständigen Berufsausübung erhielt. Doch in den Berufszählungslisten des damaligen Bürgermeisters Ritter von 1842 und 1859 werden jeweils vier Färber genannt, - anscheinend hatten die beiden neuen sich erfolgreich ansiedeln können.
Von zwei Färbereien ist bekannt, wo sie betrieben wurden. Eine Schwarzfärberei befand sich in der Garthaus, eine Blaufärberei im Haus Kirchplatz Nr. 6. Nähere Angaben lassen die Quellen leider nicht zu. Beide Färbereien färbten jedenfalls Leinenstoffe in dunklen Farben, die Blaufärberei war spezialisiert auf das geschilderte Reservedruckverfahren, das Ende des 18. Jahrhundert vermutlich durch Betriebsspionage aus Holland in Deutschland bekannt geworden war.
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.