Wilhelm erhielt eine gute Ausbildung, sammelte auf seinen Bildungsreisen Erfahrungen und schlug eine militärische Laufbahn ein. Er wurde kommandierender General in der niederländischen Armee während des Spanischen Erbfolgekriegs. Als sechster Sohn des Landgrafen Karl würde er wohl nie die Herrschaft in Hessen antreten können. Doch es kam anders, denn schon 1727 musste er die Regierungsgeschäfte für seinen kranken Vater übernehmen. Nach dessen Tod 1730 war er erst Statthalter in Hessen für seinen älteren Bruder Friedrich, bis er nach dessen Tod seit 1751 selbst in Hessen-Kassel regierte.
Das Land war arm und rückständig, weitgehend durch die Landwirtschaft geprägt. Die vor einigen Jahrzehnten eingewanderten Hugenotten brachten einen Aufschwung für das Handwerk, doch die Staatseinnahmen blieben gering. Wilhelm war sparsam und achtete auf einen ausgeglichenen Haushalt. Ein beträchtlicher Teil der Staatseinnahmen kam von Subsidienzahlungen, die Wilhelm von anderen Staaten für die Bereitstellung und „Ausleihe“ von Soldaten erhielt. Die uns heute als skandalös erscheinende Praxis konnte Pillardy als eine Form der Sozialpolitik verständlich machen. Denn so konnten die jüngeren Söhne der Bauern, die den Hof nicht erben würden, Arbeit finden. Eine besondere Überraschung war sicher für viele Zuhörer, dass nicht Preußen, sondern Hessen-Kassel damals der wichtigste Militärstaat im Deutschen Reich war: auf 19 Einwohner kam hier ein Soldat, während es in Preußen 23 waren.
Auch wenn Wilhelm keine Kriege führen wollte, wurde das Land seit 1756 zum Kampfplatz für feindliche Heere. Es wurde mehrfach besetzt und verwüstet. Den Frieden sieben Jahre später hat der 1760 gestorbene Landgraf nicht mehr erlebt. Doch der Sammeleifer dieses fleißigen und zielstrebigen Herrschers trägt Früchte bis heute. Seine Ankäufe von Gemälden in den Niederlanden, darunter 20 Werke von Rembrandt, wurden zum Grundstock für die berühmte Gemäldesammlung Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe – das allerdings nicht seinen Namen trägt, sondern den seines Enkels.