Auf den ersten Blick denkt man an ein Schaukelpferd bei unserem Exponat des Monats Januar. Erst bei genauerem Hinsehen merkt man, dass das Pferdchen auf Kufen steht: Es handelt sich um einen aufwändig gestalteten Kinderschlitten. Der Hersteller hat jedenfalls keine Mühen gescheut: Das Spielzeug ist aus unterschiedlichen Hölzern gesägt und geschnitzt, für Mähne und Schweif verwendete der Handwerker Pflanzenfasern, vermutlich Flachs. Halfter und Zügel wurden aus Leder gefertigt und auch die Ohren sind ausgeschnittene Lederstückchen. Selbst das Zugseil ist nicht einfach nur ein Seil: es wurde in einer besonderen Weise geflochten. Farbreste weisen darauf hin, dass das Holz ursprünglich bemalt war.
Es war der Wolfhager Bürger Detlef Schulz, dem das Regionalmuseum dieses schöne Stück zu verdanken hat. Laut Auskunft seiner Witwe Inge brachte es ihr Mann von einer seiner beruflichen Reisen mit, weil es ihm so gut gefiel und er der Meinung war, dass ein so besonderes Schlittenpferd in unserem Museum eine Zierde wäre.
Ursprünglich waren Schlitten, die von Pferden gezogen wurden, ausschließlich dem Transport vorbehalten. Doch bereits im 16. Jahrhundert entdeckte die russische Aristokratie für sich, dass Schlitten fahren Spaß machen kann, und es wurden erste Rodelbahnen gebaut. Das erste bekannte Schlittenrennen fand 1883 im schweizerischen Davos statt. Daneben blieb der Transport wichtig, auch der Transport von Kindern. Zu diesem Zweck wurden – für Adel und wohlhabendes Bürgertum – häufig reich verzierte „Ziehschlitten“ angefertigt. Die Kinder wurden im Winter mit Hilfe solcher Schlitten beispielsweise in die Schule gebracht und wieder abgeholt. Für einen solchen Zweck wurde sicher auch unser „Pferdeschlitten“ angefertigt.
Beate Bickel