An die Zeiten, in denen PS tatsächlich noch Pferdestärke bedeutete, können sich aus eigener Anschauung immer weniger Menschen erinnern. Und doch nutzte man bis in die 1950/60er Jahre in kleinen und mittleren Betrieben die Zugkraft von Tieren zur Bewegung jeglichen landwirtschaftlichen Geräts – auch im Wolfhager Land.
Im Lied spannt der Bauer die Rösslein an. Unser Exponat des Monats März spricht allerdings eine andere Sprache: Es handelt sich um einen Kuhmaulkorb in typischer Machart. Er ist aus Zinkdraht geflochten und mit einem Hanfseil zur Befestigung am Tier versehen. Das Museum erhielt ihn dankenswerterweise von der Hofstelle Schmidt in Ehringen. Kuhmaulkorb...
Nicht nur Pferde wurden vor Pflüge, Eggen, Ackerwagen und später auch vor Mähmaschinen und ähnliches gespannt. Auch Kühe und Ochsen mussten Zugdienste leisten. Und für sie benötigte man Maulkörbe. Mit ihrer Hilfe sollten unerwünschte Fresspausen während der Arbeit verhindert werden, aber sie dienten auch dem Schutz der Tiere: Nicht alle Gräser und Kräuter am Wegesrand sind bekömmlich, falsche Nahrungsaufnahme konnte übelste Blähungen hervorrufen.
In der ländlichen Hierarchie unterschied man zwischen Kuh- und Pferdebauern. Der Besitz von Pferden setzte einen gewissen Wohlstand voraus. Sie waren in der Anschaffung teurer als Kühe, konnten allerdings auch schwerere Lasten ziehen.
Kühe waren darüber hinaus wichtige Fleischlieferanten und sie gaben Milch. Beides allerdings in nur geringem Maße wenn die Tiere ihre anstrengende Zugarbeit verrichten mussten. So war denn Milchwirtschaft nur da möglich, wo Kühe nicht in erster Linie als Arbeitstiere gebraucht wurden. Je stärker man sie beanspruchte, desto geringer war die Milchleistung - ein übler Kreislauf für viele Kleinbauern. Milch für den Weiterverkauf anzubieten, war deshalb weitgehend mittleren und großen Höfen vorbehalten.
Beate Bickel
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.