Die Stadt erschloss daher schon im 15. Jahrhundert den wasserreichen Quellhorizont des Glockenborns bei Bründersen und leitete das Wasser durch den 1,5 km langen „Roten Graben“ zu einem Sammelkeller unterhalb des Gotzenberges. Noch heute existiert dort der Flurname „Vor dem Keller“. Von diesem Keller floss das Glockenbornwasser durch eine Pfeifenleitung zum Neuen Tor am Hospital und weiter in die Stadt. Dabei reichte das Gefälle des Gotzenberges aus, um nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren die Steigung am Neuen Tor zu überwinden. Das Flurstück zwischen dem Gotzenberg und dem Stadthügel, durch das die Pfeifenleitung führte, erhielt den Namen „Auf dem Pfeiffen“.
Das Glockenbornwasser speiste zuerst vier Kümpe in der nach dem Glockenborn benannten „Borngasse“, der heutigen Mittelstraße, nämlich am Neuen Tor, an der Kreuzung mit der heutigen Gerichtsstraße, am Kirchplatz und am Renthof, später dann auch am Triangel, in der Schützeberger Straße an der Abzweigung der Lohgasse und in der Burgstraße an der Knackenburg. Dabei floss das Wasser jeweils aus einem Kump hinaus und in den nächsten hinein. Ein solcher Kump ist im Lapidarium vor dem Museum ausgestellt.
Natürlich war die Wasserversorgung bis zur Einführung von Eisenrohren mit Mängeln behaftet. So bot der offene Graben zwischen Glockenborn und Sammelbecken am Gotzenberg keinen Schutz vor absichtlichen oder wetterbedingten Verunreinigungen. Ferner ließen sich die hölzernen Pfeifen, auch wenn sie aus Eichenstämmen gewonnen wurden, nur schwer so dicht halten, dass für den Anstieg des Wassers vor dem Neuen Tor genügend Druck vorhanden war. Daher gab die Stadt bereits 1774 bei der kurfürstlichen Eisenhütte in Veckerhagen Eisenrohre in Auftrag. Aber erst 65 Jahre später konnten auch die letzten Pfeifen ersetzt werden, nämlich dort, wo es heute noch in Wolfhagen heißt „Auf dem Pfeiffen“.