Donnerstag, 03 Mai 2018 13:52

Exponat des Monats Mai 2018

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Die Ehrenurkunde wurde dem Schlosser Ernst Ziessler im Jahr 1935 verliehen. Die Ehrenurkunde wurde dem Schlosser Ernst Ziessler im Jahr 1935 verliehen. Beate Bickel

Der Arbeit die Ehre… - eine industrielle Treueprämierung

Von Beate Bickel

Was mag es wohl für den Schlosser Ernst Ziessler bedeutet haben, solch eine prächtige Ehrenurkunde von seinem Arbeitgeber wegen „25jähriger treu geleisteter Dienste“ zu bekommen?

Er scheute jedenfalls keine Kosten: Der prunkvolle Goldrahmen kam nicht vom Arbeitgeber, den schaffte sich der Geehrte wohl selbst an. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass das so geadelte Bild einen besonderen Platz in Ernst Ziesslers Zuhause hatte.
Überschrieben ist das farbig gedruckte Blatt mit „Henrichshütte“, das mittlere Bild ist mit „Cassel und Rothenditmold“ bezeichnet, am unteren Bildrand ist schließlich der eigentliche Zweck genannt: „ In Anerkennung 25jähriger treu geleisteter Dienste widmen diese Ehrenurkunde Herrn Schlosser Ernst Ziessler, Henschel & Sohn. Cassel, Henrichshütte, den 21. Dezember 1935“. Der Text ist, bis auf Name und Berufsbezeichnung des Geehrten, vorgedruckt. Das Impressum verrät uns, dass das Blatt in der Drucktechnik der Heliogravüre von der Firma Meisenbach, Rifforth & Co. in Berlin hergestellt wurde und zwar bereits im Jahr 1912.
Das Herstellungsjahr des Blattes erklärt die gewählten Abbildungen: Das obere Drittel wird ganz von der Henrichshütte in Hattingen eingenommen. Sie produzierte das für den Lokomotivbau maßgebliche Roheisen und gehörte von 1904 bis 1930 zur Firma Henschel und Sohn in Kassel. Die drei mittleren Bilder zeigen Ausschnitte aus der Produktion, das Linke Arbeiter beim Schmieden, das Rechte beim Walzen, während auf dem Mittleren Schlosser mit riesigen Schraubschlüsseln letzte Hand an die fast schon fertige Dampflok legen. Das Endprodukt und in 1912 wichtigste Erzeugnis der „Henschelei“, eine Lokomotive, sieht man oberhalb des mittleren Bildes. Henschel und Sohn, war in dieser Zeit neben Borsig der größte Lokomotivenhersteller Deutschlands. Die beiden unteren Bilder schließlich zeigen das damalige Hauptwerk am Möncheberg - wo sich heute die Kasseler Universität befindet – und rechts das Werk in Rothenditmold.
Ernst Ziessler, der 1935 bereits 25 Jahre Henschelaner war, hatte jedenfalls auch andere Produkte „seiner“ Firma kennengelernt. Bereits im 1. Weltkrieg war Henschel auch Rüstungslieferant, dafür wurde eigens das „Werk Mittelfeld“ gebaut. Nach dem Krieg wurden hier zunächst Lokteile hergestellt, bevor die Firma 1925 dazu überging, auch Omnibusse und Lastkraftwagen zu produzieren. In welchem Werk der Schlosser Ernst Ziessler arbeitete und an welcher Produktion er beteiligt war, lässt sich nicht mehr feststellen; ebensowenig welche Beziehung er zu Wolfhagen hatte. Wir wissen nur, dass diese 60 mal 80 cm große, prunkvoll gerahmte Ehrenurkunde im Jahr 1985 im Rahmen der Sonderausstellung „Die Bilderwelt im Wolfhager Land“ in unser Museum kam. 

Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.





Gelesen 4809 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 03 Mai 2018 14:00

Veranstaltungen

-- Veranstaltungen 2025 --


Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr Ausstellungseröffnung
bis 17. August
Sonderausstellung „Als Uroma noch ein Mädchen war“. Kindheit im Mittelalter und im Wolfhager Land
Einführung in die Ausstellung: Dr. Alice Selinger und Beate Bickel M.A.



Donnerstag, 26. Juni, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Jutta Buchner-Fuhs: Kindheit im Wandel: Vorstellungen, Entwürfe und Lebensweisen gelingender Kindheit im historischen Wandel (Arbeitstitel)



Donnerstag, 28. August, 19 Uhr
Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Kinderglück oder Designertraum!? Eine kleine Geschichte der Kindermöbel



Donnerstag, 18. September, 19 Uhr (Vernissage) bis Sonntag, 16. November 2023
Sonderausstellung: "Schön und nicht perfekt. Motive mit Vergangenheit."

Zwei Künstler aus dem Wolfhager Land: Klaus-Dieter Gehring, Altenstädt; Wilburg Kleff, Naumburg

 

Donnerstag, 30 Oktober, 19 Uhr

Vortrag: Wolfram Boder: Die Wolfhager Schule. Als eine nordhessische Kleinstadt ein bedeutender Teil der deutschen Punkszene war.

 

 

 

 

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.