Verbindendes Element der vier Stücke ist das „Stahlrohr“, das sie trägt und ihre Modernität unterstreicht; Stahlrohr, das hier – der Größe geschuldet - durch silberfarbigen Eisendraht dargestellt wird. Schrank (H: 11,5 cm) und Schränkchen (H: 4,3,cm) ruhen in diesen Rahmen aus Eisendraht, der Schrank ist eintürig, das Schränkchen hat zwei Schubladen. Die Oberflächen beider Möbel weisen eine starke Maserung auf, die man als nachempfundenes Wurzelahorn interpretieren kann. Die Sesselchen, die ebenfalls von „Stahlrohr“ getragen werden, sind ausdrucksstark gemustert.
Alle Elemente zusammen genommen, verweisen auf den Stil der „Neuen Sachlichkeit“ und lassen eine Datierung der Möbelchen auf die Zeit um 1930 zu. Das passt zu Neuentwicklungen im Möbeldesign dieser Zeit: In den 1920/30er Jahren wurden Stahlrohrmöbel als neues Produkt von namhaften Designern entworfen und von der Firma Thonet in Frankenberg und von der Firma Mauser zunächst in Waldeck, später in Korbach produziert. Die Entwürfe stammten auch von Angehörigen des Bauhauses, Namen wie Mart Stam, Mies van der Rohe oder Marcel Breuer sind Designinteressierten bekannt. Vor allem die Freischwingerstühle und -sessel haben die Zeit überdauert und gelten noch heute als äußerer Ausdruck modernen Lebens, als Designklassiker. Sie sind „immer modern“ geblieben, um einen Ausdruck von Prof. Dr. Sabine Thümmler aufzugreifen, die im Frühjahr des Jahres einen Vortrag im Museum hielt und der unsere „Möbelchen“ bei einem Rundgang sofort ins Auge stachen.
Puppenmöbelhersteller orientierten sich an herrschenden Moden und so zogen auch die „immer modernen“ Stahlrohrmöbel in die Puppenhäuser ein. Ins Museum kam unser Ensemble im Jahr 2004. Der damalige Museumsleiter Dr. Axel Lindloff hatte sie auf einem Flohmarkt in Waldeck entdeckt und für das Museum erworben. Ob es wohl ein Zufall war, dass sie ausgerechnet in Waldeck angeboten wurden? Oder waren es am Ende sogar Modelle, die ein Vertreter mit auf Reisen nahm, um sie entsprechenden Möbelhäusern zu präsentieren?
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.