Die medaille wurde zu Ehren des 2. Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Paul von Hindenburg, anlässlich seines 80. Geburtstages 1927 herausgegeben. Die Vorderseite zeigt die Büste von Hindenburg im Profil. Die Umschrift lautet „Reichspräsident Hindenburg 1847-1927“. Auf der Rückseite ist das Familienwappen Hindenburgs und ein Wappen mit dem Reichsadler sowie die Umschrift „Deutschen Reiches Treuster Diener“ abgebildet. Medailleur: Karl Goetz, Durchmesser 36 mm. Die Medaille wurde in leicht variierter Form und auch in Gold und Bronze in hoher Stückzahl verkauft. In Verbindung mit der Gedenkmünze fanden auch in Wolfhagen anlässlich seines Ehrentages zahlreiche Veranstaltungen statt. Hindenburg selbst hatte auf Geburtstagsgeschenke verzichtet und stattdessen zu Spenden für Bedürftige aufgerufen.
Die Verehrung Hindenburgs fand damit einen ersten Höhepunkt. Den vermeintlich siegreichen Feldherrn der Schlacht bei Tannenberg/Ostpreußen (1914) sahen viele auch über den Krieg hinaus als „Ersatzkaiser“ an. Zahlreiche Devotionalien (z.B. Tassen, Teller, Aschenbecher) wurden ihm gewidmet. Straßen, Plätze, Brücken und einige Städte sowie der Eisenbahndamm nach Sylt erhielten seinen Namen.
Nach dem Tode des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (28.5. 1925) war Hindenburg im 2. Wahlgang zu seinem Nachfolger gewählt worden. Von großer nachhaltiger Breitenwirkung war Hindenburgs Auftreten vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss am 18.11.1918 zur Frage der Kriegsniederlage, in dem er darlegte, dass die Niederlage des deutschen Heeres eine Folge der Revolution in Deutschland gewesen sei (Dolchstoßlegende).
Die wahrheitswidrige Behauptung führte zur maßlosen Hetze von Seiten der Deutschnationalen und Nationalsozialisten gegen die Weimarer Republik und Hasspropaganda gegen führende demokratische Politiker, die in ihren Augen als „Novemberverbrecher“ diffamiert und einige sogar ermordet wurden.
Hindenburgs Wahl zum Reichspräsidenten brachte zum Ausdruck, dass sich bereits 1925 zur Zeit der politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung der Republik antidemokratische Kräfte durchgesetzt hatten. Die Wahl eines ehemaligen großen Kriegshelden verwies zudem auf den noch immer hohen Stellenwert des Militärs. 1932 wurde Hindenburg wieder gewählt, diesmal mit Hilfe der Stimmen der SPD. Nur so wurde damals die Wahl Hitlers zum Reichpräsidenten verhindert. Im Januar 1933 gab Hindenburg dem Druck konservativer Kräfte nach und ernannte Hitler zum Reichskanzler. Die Reichstagswahl vom 5.März 1933 brachte der NSDAP nicht die erhoffte absolute Mehrheit.
Die Reichstagseröffnung am 21.3.1933 in Form eines feierlichen Staatsaktes in Potsdam und ihre Deklarierung als Tag zur „Nationalen Erhebung“ verfehlte ihre Wirkung auf das Bürgertum nicht. Geschickt wurde der verehrte Hindenburg in kaiserlicher Paradeuniform als Repräsentant der ruhmreichen preußisch-deutschen Vergangenheit in den Mittelpunkt der inszenierten Schau gestellt, vor dem sich Hitler als braver Zivilist verbeugte. Die bürgerlichen Parteien gaben zwei Tage später ihre Zustimmung zum „Ermächtigungsgesetz“, auf dessen Grundlage zügig die Umgestaltung der Politik, des Staates, der Wirtschaft und der Gesellschaft im Sinne der NS-Ideologie erfolgte.
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.