Die schmale, zylindrische Glasflasche ist aus grünem Pressglas gefertigt, verjüngt sich in der oberen Hälfte mit abgerundeter Schulter zu einem leicht konischen Hals und endet mit einer dicken Auslippung. Ein Patentverschluss aus Stahldraht und Porzellan mit Gummiring und der Aufschrift "Wolfhager Bierbrauerei G.m.b.H. Wolfhagen" verschließt die Flasche. Auf dem Flaschenkorpus ist in erhabener Schrift noch einmal " Wolfhager Bierbrauerei G.m.b.H. Wolfhagen " und „Unverkäufliches Eigentum“ zu lesen. Der Flaschenboden ist eben. Gefunden wurde die Flasche in der Erpe und vor nunmehr beinahe zwanzig Jahren im Museum abgegeben.
Ein solches Objekt erinnert an vergangene Alltagskultur. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts kamen überall die neuen Bierflaschen auf. Das Konsumverhalten der Kundschaft hatte sich gewandelt, durch das Angebot von Bier in Flaschen konnten sich nun auch Privathaushalte Bier auf Vorrat ins Haus holen. Zuvor war es nur möglich gewesen, sich das Bier frisch in Krügen zu beschaffen oder in Gasthäusern zu konsumieren. Es musste umgehend getrunken werden, da es sonst durch den Verlust der Kohlensäure nicht mehr schmeckte und auch schnell verdarb.
Auch die Wolfhager Brauerei stellte sich auf die neuen Konsumgewohnheiten ein. Sie füllte ihr Bier nun in Flaschen ab. Manchmal 1000 Flaschen am Tag wurde Bier per Hand abgefüllt. Im offenen Pferdewagen wurden die Bierkästen dann an die Kundschaft in Wolfhagen und Umgebung ausgeliefert. Das Wolfhager Brauereiwesen konnte zu diesem Zeitpunkt auf eine fast 450jährige Tradition zurückblicken.
Im Jahr 1937 war dann allerdings das vorläufige Ende der Brauerei Ecke Triangel- und Gerichtsstraße gekom¬men. Sie wurde an die Kasseler Brau¬erei Kropf (Martini) verkauft, die bis 1990 in Wolf¬hagen noch eine Niederlassung unterhielt. Nach mehrjährigem Verfall erwarb der Wolf¬hager Geschäftsmann Karl-Heinz Alheid den Komplex, sanierte die Gebäude und richtete eine neue Brauerei ein. Vom Jahr 2000 an wurde Wolfhager Premium Pils, Wolfsbräu und Ur-Wolfhager produziert. Doch acht Jahre später gab der Brauer sein Geschäft auf, ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden. Allerdings gibt es seit einigen Jahren Rehbocks Braumanufaktur in der ehemaligen Pommernanlage im Ortsteil Gasterfeld.