Donnerstag, 28 November 2019 11:46

Exponat des Monats November 2019

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Rund hundert Jahre alt ist diese Flasche der ehemaligen Wolfhager Brauerei Rund hundert Jahre alt ist diese Flasche der ehemaligen Wolfhager Brauerei Beate Bickel

Bier auf Vorrat für daheim

Von Beate Bickel

Rund hundert Jahre alt dürfte unser Exponat des Monats November sein: eine Flasche aus der Wolfhager Bierbrauerei.

Die schmale, zylindrische Glasflasche ist aus grünem Pressglas gefertigt, verjüngt sich in der oberen Hälfte mit abgerundeter Schulter zu einem leicht konischen Hals und endet mit einer dicken Auslippung. Ein Patentverschluss aus Stahldraht und Porzellan mit Gummiring und der Aufschrift "Wolfhager Bierbrauerei G.m.b.H. Wolfhagen" verschließt die Flasche. Auf dem Flaschenkorpus ist in erhabener Schrift noch einmal " Wolfhager Bierbrauerei G.m.b.H. Wolfhagen " und „Unverkäufliches Eigentum“ zu lesen. Der Flaschenboden ist eben. Gefunden wurde die Flasche in der Erpe und vor nunmehr beinahe zwanzig Jahren im Museum abgegeben.

Ein solches Objekt erinnert an vergangene Alltagskultur. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts kamen überall die neuen Bierflaschen auf. Das Konsumverhalten der Kundschaft hatte sich gewandelt, durch das Angebot von Bier in Flaschen konnten sich nun auch Privathaushalte Bier auf Vorrat ins Haus holen. Zuvor war es nur möglich gewesen, sich das Bier frisch in Krügen zu beschaffen oder in Gasthäusern zu konsumieren. Es musste umgehend getrunken werden, da es sonst durch den Verlust der Kohlensäure nicht mehr schmeckte und auch schnell verdarb.

Auch die Wolfhager Brauerei stellte sich auf die neuen Konsumgewohnheiten ein. Sie füllte ihr Bier nun in Flaschen ab. Manchmal 1000 Flaschen am Tag wurde Bier per Hand abgefüllt. Im offenen Pferdewagen wurden die Bierkästen dann an die Kundschaft in Wolfhagen und Umgebung ausgeliefert. Das Wolfhager Brauereiwesen konnte zu diesem Zeitpunkt auf eine fast 450jährige Tradition zurückblicken.

Im Jahr 1937 war dann allerdings das vorläufige Ende der Brauerei Ecke Triangel- und Gerichtsstraße gekom¬men. Sie wurde an die Kasseler Brau¬erei Kropf (Martini) verkauft, die bis 1990 in Wolf¬hagen noch eine Niederlassung unterhielt. Nach mehrjährigem Verfall erwarb der Wolf¬hager Geschäftsmann Karl-Heinz Alheid den Komplex, sanierte die Gebäude und richtete eine neue Brauerei ein. Vom Jahr 2000 an wurde Wolfhager Premium Pils, Wolfsbräu und Ur-Wolfhager produziert. Doch acht Jahre später gab der Brauer sein Geschäft auf, ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden. Allerdings gibt es seit einigen Jahren Rehbocks Braumanufaktur in der ehemaligen Pommernanlage im Ortsteil Gasterfeld.

 

Gelesen 4946 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 28 November 2019 11:56

Veranstaltungen

-- Veranstaltungen 2025 --


Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr Ausstellungseröffnung
bis 17. August
Sonderausstellung „Als Uroma noch ein Mädchen war“. Kindheit im Mittelalter und im Wolfhager Land
Einführung in die Ausstellung: Dr. Alice Selinger und Beate Bickel M.A.



Donnerstag, 26. Juni, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Jutta Buchner-Fuhs: Kindheit im Wandel: Vorstellungen, Entwürfe und Lebensweisen gelingender Kindheit im historischen Wandel (Arbeitstitel)



Donnerstag, 28. August, 19 Uhr
Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Kinderglück oder Designertraum!? Eine kleine Geschichte der Kindermöbel



Donnerstag, 18. September, 19 Uhr (Vernissage) bis Sonntag, 16. November 2023
Sonderausstellung: "Schön und nicht perfekt. Motive mit Vergangenheit."

Zwei Künstler aus dem Wolfhager Land: Klaus-Dieter Gehring, Altenstädt; Wilburg Kleff, Naumburg

 

Donnerstag, 30 Oktober, 19 Uhr

Vortrag: Wolfram Boder: Die Wolfhager Schule. Als eine nordhessische Kleinstadt ein bedeutender Teil der deutschen Punkszene war.

 

 

 

 

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.