Dazu gehören die beiden aufwändig im Barockstil gefertigten Grabsteine des Papiermachergeschlechtes Scheuermann an der Südwand des Renthofes . Es handelt sich dabei um die beiden ältesten Grabsteine der Grablege auf dem Schützeberg, wo die Papiermacherfamilie Scheuermann als Besitzer der Schützeberger Mühle ihre Mitglieder nach einem landesherrlichen Privileg bestatten durfte. Die Steine wurden 1996/97 restauriert und von den Nachfahren der Familie Scheuermann dem Regionalmuseum übergeben. Die stark verwitterten Inschriften wurden nachgeschlagen und können heute nachvollzogen werden:
ALLHIER RUHET IN GOT DER KUNST ERFARNE PAPPIERMACH MICHEL SCHUERMAN GEBOREN IN LEMGO AO 1612
IST IM HERRN ENTSCHLAFFEN IN DER 2 ADVENTISWOCHEN AO 1676
SEINES ALTERS 64 JAHR.
LEICHTEXT LUCAS AM 11 CAP W 29 HERR NUN LESEST DU DEINEN DIENER IN FRIEDEN RUN
ALLHIER RUHET IN GOT WITTIB (Witwe) CATHARINA SELIG AUS LEMGO
IHRES KUNSTERFARNEN MICHEL SCHUERMAN.
HERR CRISTO FRAU IST GESTORBEN 1693 IHRES ALTERS 80 JAHR
LEICHTEXT PAULUS 2W 15 SIE WIRD ABER SELIG WERDEEN DURCH KINDER ZEUGEN WAN SIE BLEIBET 8 C
Im Wolfhager Land begann 1619 die Papierherstellung, als die Familie von der Malsburg den Papiermacher Matthias Scheuermann aus Lemgo berief, der nahe ihres Schlosses Elmarshausen eine Papiermühle an der Erpe gründete, wo schon seit 1236 eine Getreidemahlmühle bestand. Oft wurden Getreidemahlmühlen zu Papiermühlen umgebaut oder erweitert, wie es 1670 bei der Schützeberger Mühle geschah, an die heute noch das Anwesen der Familie Kleinschmidt am Eisenbahnviadukt erinnert. Diese Umbauten und Erweiterungen gehen an der Erpe auf Michael Scheuermann zurück, den Stammvater der Familie Scheuermann, dessen Grabstein zusammen mit dem seiner Frau Katharina das Exponat des Monats ist.
Später führten die Nachfahren die Mühlen weiter, bauten weitere Mühlenbetriebe und übten das Handwerk bis in die 1830er Jahre aus, bevor die Elmarshäuser Papiermühle mit Beginn der Industrialisierung unrentabel und in einen landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt wurde. Der letzte Elmarshäuser Papiermüller lebte anschließend noch auf der Langeler Mühle zwischen Wolfhagen und Elmarshausen als Getreidemüller.
Das Elmarshäuser Papier mit dem Wasserzeichen Wolfhagen überdauerte wegen seiner vorzüglichen Qualität noch lange in den Kanzlei- und Schreibstuben des gesamten nordhessischen Raumes.
Hintergrund
In China erfand man das Papier aus zerstampften Pflanzenfasern (Ersterwähnung 105 n. Chr.). Lange geheim gehalten gelangte das Wissen um seine Herstellung im 8. Jahrhundert nach Arabien und im 12. Jahrhundert nach Europa. Hier verwendete man bis dahin Pergament (Tierhaut) zum Beschreiben. Die erste Papiermühle Deutschlands wurde 1389 vor den Toren Nürnbergs errichtet. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern steigerte den Papierbedarf enorm. Zur Papierherstellung benötigte der Müller größere Mengen an abgenutzten Leinentextilien und Lumpen. Diese brachten ihm Lumpensammler aus dem Umland. In der Mühle wurden die Stoffreste mechanisch zerfetzt, gewaschen und vergoren. Nach einigen Wochen wurde die faulende, stinkende Masse mit gelöschtem Kalk versetzt und im Stampfwerk zerfasert. Das Stampfwerk wurde über die Mühlräder angetrieben. Den Faserbrei versetzte der Müller mit Wasser und füllte ihn in einen Bottich (auch „Bütte“ genannt, daher der Name „Büttenpapier“) ab. Mit einem feinmaschigen Sieb aus Kupferdraht schöpfte der Papiermacher den Brei ab. Die Größe des rechteckigen Rahmens gab das Papierformat vor. Nach dem Abtropfen, Trocknen und Pressen wurde die Oberfläche geglättet. Schreibpapier wurde anschließend in Leim getaucht, um ein Verlaufen der Tinte zu verhindern. Wegen des Gestanks der faulenden Masse befanden sich Papiermühlen immer außerhalb der Städte.