Mittwoch, 02 Juni 2021 13:35

Exponat des Monats Juni 2021

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Das Siegel der Schuhmacher zeigt auch einen springenden Wolf Das Siegel der Schuhmacher zeigt auch einen springenden Wolf Beate Bickel

Amtlich besiegelt, auch im Handwerk - das Petschaft

Von Beate Bickel

Rund 200 Jahre alt sind die10 Siegelstempel oder Petschafte von Wolfhager Handwerksvereinigungen, die wir im Regionalmuseum Wolfhager Land in der Abteilung Handwerk und Zunft ausstellen.

Die etwa 12 cm langen Stücke haben gedrechselte Griffe und Köpfe aus gegossenem Messing. In die Köpfe oder Druckflächen sind die Zunftzeichen der entsprechenden Handwerke – meist typische Werkzeuge oder Produkte - eingraviert. Ein umlaufender Schriftzug benennt zusätzlich die besitzende Zunft oder Gilde. So zeigt beispielsweise das Siegel der Schreiner einen Hobel, einen Winkel und einen Zirkel. Die umlaufende Schrift lautet: „Wolfhager Schreiner Zunft Siegel“. Das Siegel der Schuhmacher zeigt einen Schaftstiefel und einen springenden Wolf, die Inschrift lautet: „Wolfhager Schuhmacher Gulte Siegel“. Auch die Weißgerber, die Lohgerber und die Schneider haben den springenden Wolf in ihre Zunftgravuren integriert, als Zeichen ihrer besonderen Verbundenheit mit ihrer Stadt?

Derartige Siegelstempel, Petschafte, dienten zur Authentifizierung wichtiger geschäftlicher Dokumente. Mit ihnen wurde ein Abdruck in Siegellack oder -wachs hergestellt. Gerade bei der Verwendung von Siegellack konnte mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass das Briefgeheimnis gewahrt blieb, denn diesen konnte man im Gegensatz zu Wachs nicht ohne Weiteres spurlos wiederverschließen.

Wichtige Dokumente im Handwerk, bei denen die Petschafte zum Einsatz kamen, waren neben Verträgen und offiziellen Schreiben vor allem die Meister- und Gesellenbriefe. Denn vor Einführung der Gewerbefreiheit – bei uns im Jahr 1869 – wachten einzig die Zünfte und Gilden über die Ausbildung ihres Nachwuchses und stellten die mittels Petschaft beglaubigten Urkunden aus. Und Meisterschaft war Pflicht für jeden, der einen Betrieb eröffnen wollte, ebenso musste jeder Neue zwingend Mitglied in der entsprechenden Berufsvereinigung werden.

Heute werden moderne Petschafte vor allem in Projekten mit hoher Geheimhaltungsstufe, beispielsweise beim Militär, genutzt und sind deutlich kleiner als ihre in unserem Museum vorgestellten historischen Vorgänger.

Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Das Museum ist ab Dienstag, den 15. Juni wieder geöffnet. Es gelten die Kontakt- und Hygienebestimmungen des Landes Hessen.








Gelesen 4198 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 02 Juni 2021 13:42

Veranstaltungen

-- Veranstaltungen 2025 --


Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr Ausstellungseröffnung
bis 17. August
Sonderausstellung „Als Uroma noch ein Mädchen war“. Kindheit im Mittelalter und im Wolfhager Land
Einführung in die Ausstellung: Dr. Alice Selinger und Beate Bickel M.A.



Donnerstag, 26. Juni, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Jutta Buchner-Fuhs: Kindheit im Wandel: Vorstellungen, Entwürfe und Lebensweisen gelingender Kindheit im historischen Wandel (Arbeitstitel)



Donnerstag, 28. August, 19 Uhr
Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Kinderglück oder Designertraum!? Eine kleine Geschichte der Kindermöbel



Donnerstag, 18. September, 19 Uhr (Vernissage) bis Sonntag, 16. November 2023
Sonderausstellung: "Schön und nicht perfekt. Motive mit Vergangenheit."

Zwei Künstler aus dem Wolfhager Land: Klaus-Dieter Gehring, Altenstädt; Wilburg Kleff, Naumburg

 

Donnerstag, 30 Oktober, 19 Uhr

Vortrag: Wolfram Boder: Die Wolfhager Schule. Als eine nordhessische Kleinstadt ein bedeutender Teil der deutschen Punkszene war.

 

 

 

 

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.