Mittwoch, 06 Oktober 2021 10:34

Exponat des Monats Oktober 2021

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Puppenherd, um 1900 Puppenherd, um 1900 Dr. Axel Lindloff

Die große Welt im Kleinen — Ein Puppenherd aus der Sammlung des Regionalmuseums Wolfhager Land

von Dr. Axel Lindloff

Wer Kinder hat, den wundert es nicht: Mädchen wie Jungen haben im Kleinkindalter ein unbändiges Interesse am Hausrat ihrer Eltern.

Alles was sich in ihrem Umfeld bewegt, was sich öffnen und schließen lässt, herausnehmen, wieder einräumen, zieht Kinder magisch an. Das war früher nicht anders, wenn sich auch die Dinge an sich und das soziale Umfeld gewandelt haben. Noch bis in die Nachkriegszeit hinein beherrschte ein großer, holzbefeuerter Küchenherd die Wohnküche, je nach Wohlstand mehr oder weniger gut ausgestattet. Kinder erlebten ihre Mutter oder Großmutter, bei Wohlhabenden auch das Dienstpersonal, wie sie tagtäglich am Herd standen und die Mahlzeiten zubereiteten.

Nachahmung der Erwachsenenwelt

Im Spielzeug wird die Erwachsenenwelt nachgeahmt, und der kleine Puppenherd (H. max. 28 cm, B. 25,5 cm, T. 18,5 cm) gehörte etwa zwischen 1850 und 1940 zu den ganz besonderen Spielzeugen. Er wurde aus geprägtem Stahlblech hergestellt und verfügt über alle Attribute der großen „Kochmaschinen“: Herdplattenlöcher zum Einsetzen der Kochtöpfe, ein Schiffchen mit Wasserkran zum Erwärmen von Brauchwasser, eine Backröhre mit Backblech und eine umlaufende Reeling, damit niemand dem heißen Herd zu nahe kommt und sich daran verbrennt. Die Kochtöpfe sind aus Weißblech gefertigt, haben Messinggriffe und sehen genauso aus wie ihre großen Vorbilder. Natürlich wurde der Puppenherd nicht mit Holz befeuert, sondern – nicht ganz ungefährlich – mit einem seitlich eingeschobenen Spiritusbrenner. Oder es wurde nur Kochen „gespielt“. Gespielt wurde deshalb vermutlich nur unter der Aufsicht der Erwachsenen und wohl ausschließlich an besonderen Tagen im Jahreslauf wie zu Weihnachten, zu Ostern oder am Geburtstag.

Gebrüder Bing, Nürnberg

Auf der Unterseite des Herdes ist die Firmenmarke „G.B.N.“ (in einer Raute) gefolgt von „Bavaria“ eingeprägt, was ihn als Erzeugnis der Nürnberger Metallfabrik Gebr. Bing aus der Zeit zwischen ca. 1900 und 1917 ausweist. Die Firma wurde 1864 als Metallwarengeschäft von Adolf Bing gegründet und später von seinem Bruder Ignaz übernommen. Dessen Sohn Stephan führte das Unternehmen bis 1927 weiter. Um 1908 galt Bing als größter Spielwarenproduzent der Welt mit über 4.000 Beschäftigten. Die Spielzeugproduktion wurde im Jahr 1932 eingestellt.
Spielzeug für Gutgestellte
Für die meisten Mädchen, früher waren Puppenherde reines Mädchen-Spielzeug, waren solche feinen Herde ein unerreichbarer Traum und für viele Eltern unerschwinglich. Ein Bing-Herd mit Töpfen dürfte Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 4,50 Reichsmark gekostet haben. Das entsprach ungefähr dem Tageslohn eines gut bezahlten Fabrikarbeiters. Diese kleine „Kochmaschine“ gehörte einst einem Mädchen aus dem familiären Umfeld der alteingesessenen  Wolfhager Apothekerfamilie Hardt (Hardt’sche Apotheke), vielleicht auch der im Jahr 1909 geborenen Elisabeth Hardt. Das Museum hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder kulturgeschichtlich wertvolle Objekte aus dieser Familie unentgeltlich erhalten und bedankt sich bei der Familie Karl-Wilhelm Heisen für die großzügige Schenkung. Damit konnte die kleine Spielzeugsammlung wieder einmal um ein sehr interessantes Stück ergänzt werden.

Gelesen 2955 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 06 Oktober 2021 10:40

Veranstaltungen

--Veranstaltungen 2024--

Donnerstag, 14. November, 19 Uhr

Magie und Aberglaube im alten Ägypten

Ägyptische Sonnenmythologie - Orientierung in Tempeln und Gräbern

Bildervortrag von Klaus Albrecht, Naumburg-Altendorf

Überlegungen nach einer Ägyptenreise

 

 

Donnerstag, 31. Oktober, 19 Uhr

Zwischen Magie und Wahrheit - Hans Staden Brasilienbericht (1557)

Vortrag von Dr. Franz Obermeyer, Bremen

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Mittwoch, 16. Oktober, 18.30 Uhr

Jahreshauptversammlung des Museumsvereins

 

 Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr

Korydwenn - Mittelalterliche Lieder aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit der Multiinstrumentalistin Korydwenn

Eintritt frei, über Spenden würden wir uns freuen!

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander und der VHS Region Kassel)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

28. Mai, 18 Uhr Eröffnung

Sonderausstellung bis 09. Juni

Die Walter-Lübcke-Schule zu Gast im Regionalmuseum Wolfhager Land

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule und der Abiturklasse 13 mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Magie und Aberglaube im Mittelalter mit regionalem Schwerpunkt

Musikalische Begleitung: Korydwenn

  

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

 

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

  

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

 ----------------------------------------

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

Samstag, 27. April, 19 Uhr

Autorenlesung

Detlef Günter Thiel präsentiert sein Buch "Hans Staden - Seine Seele - Meine Seele".

Eintritt frei!

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.