Die 22 cm lange Zange im Regionalmuseum Wolfhager Land (Inv.-Nr. 3347) liegt schwer in der Hand. Sie besteht aus Stahl, Messing und Federstahl. Nach Druck mit der Hand werden die Zangen-Schenkel über vier Gelenke parallel aufeinander gepresst. Eine Schneide von 4 cm mit einem Loch stanzt den Stoff auf einer Unterlage aus Messing. An dieser befinden sich eine Skala und eine Flügelschraube zum Verschieben. Das fertig gestanzte Knopfloch besteht aus einem Schlitz und einem runden Auge für den Stiel des Knopfes. Das Knopfloch wird dazu mit Garn umsäumt. Verwendet wird ein Augenknopfloch bei Mänteln, Sakkos und auch Jeans – immer da, wo dickerer Stoff sich bei geschlossenem Knopf nicht verziehen soll, damit ein Öffnen und Schließen lange möglich ist, ohne den Stoff zu schädigen.
Bereits 1868 zeigte W. Hauff aus New York eine solche Zange auf einer Gewerbe-Ausstellung. 1895 wurde eine „Knopflochzange mit drehbarem Messer von der Form eines Knopfloches“ vom Berliner H. Olthoff zum Patent angemeldet. Erst 1900 ließ Franz Knobloch aus Riesa eine technische Weiterentwicklung als Gebrauchsmuster Nr. 134102 im Patentblatt des Kaiserlichen Patentamtes eintragen: die „aus vier gelenkig verbundenen Schenkeln bestehende Knopflochzange mit im Maul auswechselbar gehaltenen Locheisen.“ Aus dieser Eintragung erklären sich die Buchstaben „D.R.G.M.“ auf der Zange im Museum Wolfhagen, die „Deutsches Reich Gebrauchsmuster“ bedeuten. Daher wird die Zange zwischen 1900 und 1945 hergestellt worden sein. Sie stammt aus einer nicht genauer bekannten Werkstatt in Volkmarsen und wurde oft benutzt, wie die Gebrauchsspuren zeigen.
Nicht nur das Werkzeug ist ein technisches Meisterwerk mit tadelloser Funktion auch nach 100 Jahren. Die Technologie dahinter – zwei Stoffstücke mit Knopf und Knopfloch wirkungsvoll und schnell lösbar zu verbinden – ist jahrhundertealt und kulturgeschichtlich bemerkenswert.
Wussten Sie, dass jede Jeans auch etwas Mittelalter beinhaltet?
Info zum Autor: Dr. Götz J. Pfeiffer – Studium der Kunstgeschichte und Philosophie, Promotion in Kunstwissenschaft. Tätig in der kirchlichen Denkmalpflege. Seit 2011 zufriedener Einwohner von Wolfhagen. – www.gjpfeiffer.de