Donnerstag, 07 März 2024 09:12

Exponat des Monats März 2024 - Kein Knopf ohne Knopfloch – Was erzählt die Augen-Knopfloch-Zange?

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Exponat des Monats März 2024 - Kein Knopf ohne Knopfloch – Was erzählt die Augen-Knopfloch-Zange? Dr. Götz J. Pfeiffer, www.gjpfeiffer.de

von Dr. Götz J. Pfeiffer, www.gjpfeiffer.de

 

Wann haben Sie zuletzt Knopf und Knopfloch genutzt? Knöpfe gibt es seit der Antike. Wichtiges Detail der Kleidung wurden sie aber erst im Mittelalter, als man das heute so selbstverständliche Gegenstück erfunden hatte: das Knopfloch. Im 19. Jahrhundert wurde hierfür ein Werkzeug erfunden: die Knopflochzange.

Die 22 cm lange Zange im Regionalmuseum Wolfhager Land (Inv.-Nr. 3347) liegt schwer in der Hand. Sie besteht aus Stahl, Messing und Federstahl. Nach Druck mit der Hand werden die Zangen-Schenkel über vier Gelenke parallel aufeinander gepresst. Eine Schneide von 4 cm mit einem Loch stanzt den Stoff auf einer Unterlage aus Messing. An dieser befinden sich eine Skala und eine Flügelschraube zum Verschieben. Das fertig gestanzte Knopfloch besteht aus einem Schlitz und einem runden Auge für den Stiel des Knopfes. Das Knopfloch wird dazu mit Garn umsäumt. Verwendet wird ein Augenknopfloch bei Mänteln, Sakkos und auch Jeans – immer da, wo dickerer Stoff sich bei geschlossenem Knopf nicht verziehen soll, damit ein Öffnen und Schließen lange möglich ist, ohne den Stoff zu schädigen.

Bereits 1868 zeigte W. Hauff aus New York eine solche Zange auf einer Gewerbe-Ausstellung. 1895 wurde eine „Knopflochzange mit drehbarem Messer von der Form eines Knopfloches“ vom Berliner H. Olthoff zum Patent angemeldet. Erst 1900 ließ Franz Knobloch aus Riesa eine technische Weiterentwicklung als Gebrauchsmuster Nr. 134102 im Patentblatt des Kaiserlichen Patentamtes eintragen: die „aus vier gelenkig verbundenen Schenkeln bestehende Knopflochzange mit im Maul auswechselbar gehaltenen Locheisen.“ Aus dieser Eintragung erklären sich die Buchstaben „D.R.G.M.“ auf der Zange im Museum Wolfhagen, die „Deutsches Reich Gebrauchsmuster“ bedeuten. Daher wird die Zange zwischen 1900 und 1945 hergestellt worden sein. Sie stammt aus einer nicht genauer bekannten Werkstatt in Volkmarsen und wurde oft benutzt, wie die Gebrauchsspuren zeigen.

Nicht nur das Werkzeug ist ein technisches Meisterwerk mit tadelloser Funktion auch nach 100 Jahren. Die Technologie dahinter – zwei Stoffstücke mit Knopf und Knopfloch wirkungsvoll und schnell lösbar zu verbinden – ist jahrhundertealt und kulturgeschichtlich bemerkenswert.

Wussten Sie, dass jede Jeans auch etwas Mittelalter beinhaltet?

 

 

Info zum Autor: Dr. Götz J. Pfeiffer – Studium der Kunstgeschichte und Philosophie, Promotion in Kunstwissenschaft. Tätig in der kirchlichen Denkmalpflege. Seit 2011 zufriedener Einwohner von Wolfhagen. – www.gjpfeiffer.de

Gelesen 303 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 07 März 2024 09:54

Veranstaltungen

 

--Veranstaltungen 2024--

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Magie und Aberglaube im Mittelalter mit regionalem Schwerpunkt

Musikalische Begleitung: Korydwenn

 

Samstag, 27. April, 19 Uhr

Autorenlesung

Detlef Günter Thiel präsentiert sein Buch "Hans Staden - Seine Seele - Meine Seele".

Eintritt frei!

 

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

Anfang Juli

Ausstellung

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.