Es handelt sich um einen taschenartigen und einen pyramidenförmigen Behälter, die während des 1. Weltkrieges entstanden sind. Als Material dienten der jungen Christine Jakob zeitgenössische Feldpostkarten, Quittungen und Briefe. Die „Tasche“ diente zur Aufbewahrung von Postkarten und Briefen. Der pyramidenförmige Behälter war als Vase für Trockenblumen gedacht. Ein Brief und zwei Feldpostkarten von Verehrern von Christine Jakob sind noch erhalten.
Jeweils zwei Postkarten (9 x 14 cm) hat die Hobbykünstlerin Rücken an Rücken mit feinem roten Faden zusammen genäht. Um eine gewisse Plastizität zu erreichen, nutzte die junge Frau gefaltete Briefe, Postkarten und Quittungen als Füllmaterial zwischen den Postkarten. Sichtbar waren nun jeweils die Ansichten. Bei dem Postaufbewahrungsbehälter bilden zwei Flächen von 28 x18 cm jeweils aus vier doppelseitigen Postkarten die Vor- und Rückseite der Tasche. Unten wurden sie zusammengenäht. An den Seiten wurde ein spitzwinkliges Foto-Dreieck eingenäht, so dass an den oberen Längsseiten eine Taschenöffnung entstand. Der obere Rand ist mit einer stärkeren roten Kordel verziert. An die Taschenrückseite nähte Christine Jacob zusätzlich fünf plastisch wirkende Kartengebilde. Zwei von ihnen bilden die untere Reihe. Über ihnen sind drei oben abgerundete Postkartenteile angenäht. An dem mittleren Teil ist oben eine Extrakordel als Aufhänger an der Wand oder an der Decke angebracht.
Die meist farbigen Postkarten zeigen verschieden Motive: Stadtansichten – Dörfer- zentrale Gebäude oder Plätze einer Stadt, nur drei Kriegsszenen. Wenige Postkarten sind betitelt: Kassel - Dortmund – Göttingen - Kaiserslautern. Eine Postkarte zeigt die Hauptstadt von Litauen: Vilna ( Vilnius = litauisch). Eine andere eine Ehrentafel mit Angaben zu wichtigen Gefechten und Schlachten eines Regiments während des Krieges in Polen. Eine seltene Postkarte zeigt die Ansicht von Niederelsungen mit dem Kaufhaus von Abraham Möllerich – Verwandter der bekannten Wolfhager Kaufmannsfamilie Möllerich.
Die drei oberen abgerundeten Postkartenteile und auch die zwei Seitenteile verweisen auf bedeutsame Themen für die Bastlerin: Der Gegensatz von Krieg und Frieden, die Verabschiedung des in den Krieg ziehenden Ehemanns /Familienvaters und die Liebe zwischen Frau und Mann.
Leider ist der Erhaltungszustand des Postaufbewahrungsbehälters nicht gut, sind doch viele Nahtstellen und auch einige Fotoansichten sehr schadhaft. Dennoch lässt sich die Funktionalität der künstlerisch und mit viel Liebe gestalteten Bastelarbeit klar erkennen und damit auch die Wertschätzung der Postkarten. Diese sind noch heute die zahlenmäßig häufigsten Erinnerungszeichen an den ersten Weltkrieg. 256 Verlage waren damals allein mit der Herstellung von Postkarten mit unterschiedlichen Motiven beschäftigt. Die streng zensierte Feldpost war die einzige Verbindung zwischen den an der Front stehenden Soldaten und den Angehörigen in der Heimat. In Briefen und Karten erhielten beide Seiten ein sehnlichst erwartetes Lebenszeichen.
Nach dem gleichen Bastelprinzip ist von Christine Jakob ein pyramidenförmiger Behälter, H 17 cm / Grundfläche 6,5 x 6,5 cm zur Aufbewahrung von getrockneten Strohblumen hergestellt worden. Den oben offen gehaltenen Abschluss bilden vier abgerundete Postkartenteile mit der Ansicht vom Kasseler Bergpark. Die vier Seitenflächen des Behälters bestehen aus einem gleichen Postkartenmotiv mit dem damals bereits seit 1848 bekanntesten nationalen Liedtext: „Die Wacht am Rhein“. Die Unterseite zeigt einen beschrifteten Postkartenteil: Gefangene Russen auf dem Marktplatz in Kolono (Polen).