Die Ausstellung in Wolfhagen zu zeigen, ist für uns sehr wichtig, betonte Dekan Dr. Gernot Gerlach bei der Begrüßung der rund 150 Gäste im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde. Nicht Anklagen und Schuldzuweisungen sollen im Vordergrund stehen, sondern Aufklärung und Reflexion. Landrat und Schirmherr der Ausstellung Uwe Schmidt stellte die Bedeutung regionaler Museen für die Aufarbeitung auch dieses Teils unserer Geschichte heraus. Dr. Thomas Wurzel von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen appellierte an Zivilcourage, Respekt und Ehrlichkeit gegenüber Andersdenkenden und Menschen aus anderen Kulturkreisen und schlug damit den Bogen zu heutigen Themen.
Bürgermeister Reinhard Schaake wies auf die Aktivitäten der Stadt Wolfhagen hin, die über die reine Erinnerungsarbeit weit hinaus reichen. Es bestehen gute persönliche Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern und ihren Nachkommen. Im Februar werden Lutz Kann aus Berlin sowie die Familien Mollerick und Stulmann aus den USA anreisen. Lutz Kann und Ralph Möllerick werden zudem am 13. Februar die Ehrenbürgerrechte der Stadt Wolfhagen verliehen.
Museumsleiterin Beate Bickel bedankte sich bei den zahlreichen Unterstützern und Partnern. Die Ausstellung des Fritz-Bauer-Instituts und des Hessischen Rundfunks wurde von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt. Die regionale Präsentation erhielt von zahlreichen Partnern Hilfe, finanziell und personell. Beteiligt waren beispielsweise die Sparkassenstiftung Landkreis Kassel-Kultur, die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, die Ernst Ludwig Chambré Stiftung zu Lich oder die vhs Region Kassel.
Texte und Fotos dokumentieren die historischen Hintergründe, die Grundlage für die scheinbar legale Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung in Hessen waren. Es konnten darüber hinaus Einzelschicksale ehemaliger Wolfhager, Zierenberger und Volkmarser Bürger aufgespürt werden, erläuterte Dr. Katharina Stengel: dies auch dank der Mitarbeit von Schülern der Wilhelm-Filchner-Schule mit ihrem Lehrer Marcus von der Straten und von Ernst Klein vom Verein „Rückblende gegen das Vergessen“ in Volkmarsen. „Die Ausstellung macht Geschichte greifbar: Fotos, persönliche Gegenstände der enteigneten Familien und Dokumente der Finanzämter zeigen den Leidensweg der Menschen und lösen Betroffenheit aus“, so Stengel.
Betroffen machte bei der Eröffnungsveranstaltung auch die Lesung von Helge Heynold vom Hessischen Rundfunk. Er las sehr eindringlich aus originalen Dokumenten, wie einem Schreiben der Gestapo an die Juden, die ab 1941 systematisch in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Dietlind Roll, Maike Gränzdörffer und Dr. Ingeborg Eick-Prinz sorgten für die musikalische Gestaltung der Veranstaltung.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.
Sind in Ihrer Familie Gegenstände überliefert, die jüdische Familien vor der Auswanderung oder Deportation ihren Nachbarn zur Aufbewahrung übergeben haben? Besitzen Sie Briefe, Fotografien oder andere Zeugnisse, die von ehemaligen jüdischen Nachbarn erzählen? Wurden in Ihrer Familie Gegenstände vererbt, die auf öffentlichen Versteigerungen so genannten „nicht arischen Besitzes“ erworben wurden?
Dann sprechen Sie uns bitte an:
Beate Bickel
Regionalmuseum Wolfhager Land
Ritterstr. 1
34466 Wolfhagen
Tel.: 05692-992431
E-Mail: info@regionalmuseum-wolfhager-land