Es handelt sich dabei um ein 85 cm langes zweischneidiges Hieb- und Stoßschwert mit einer breiten Klinge und beidseitigem doppelten Hohlschliff (zur Gewichtserleichterung). Die Klinge zeigt noch den Rest einer Tauschierung aus Gold oder Messing. Der Griff oder das Heft dürfte mit Holz oder Leder überzogen gewesen sein. Er endet mit einem birnenförmigen Knauf. Dieser hält Griff und Klinge zusammen und ermöglicht durch sein Gegengewicht zur Klinge eine sichere Schwertführung. Zwischen Griff und Klinge befindet sich eine stark gebogene Parierstange, die ein Abrutschen der Hand verhindert und das Abfangen eines gegnerischen Schlags ermöglicht.
Waffentypologisch kann das Schwert zeitlich sowohl dem 13. Jahrhundert als auch der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zugeordnet werden. Das Schwert wurde nördlich der Wallanlage der zwischen Ehringen und Wolfhagen liegenden Stadtwüstung Landsberg 1990 mit Hilfe eines Detektors gefunden. Das Regionalmuseum konnte einen Verkauf außer Landes verhindern und es selbst erwerben. Nach einer fachmännischen Restaurierung wird es seit 1991 im Museum mit anderen Fundobjekten von Landsberg und der Burg Rödersen gezeigt.
Der Fundort legt die Vermutung nahe, das Schwert mit der Zerstörung der 1226 gegründeten Stadt Landsberg im Jahre 1231 in Verbindung zu bringen. Die Stadtgründer, die Grafen von Waldeck und Everstein, waren mit dem seit Beginn des 13. Jahrhunderts in Nordhessen expandierenden Mainzer Erzbistum seit 1223 verbündet. Die Thüringer Landgrafen befürchteten eine Beeinträchtigung ihrer Machtposition in diesem Raum durch einen neuen mainzischen Stützpunkt und einer damit verbundenen eventuellen Kontrolle der Heer- und Handelsstraße nach Westfalen. Landgraf Konrad von Thüringen, seit Beginn des Jahres 1231 Regent im Hessischen Teil der thüringischen Landgrafschaft, führte deshalb einen Feldzug gegen Landsberg und die gegenüber liegende Burg Rödersen. Ausgangspunkt dafür war der um diese Zeit militärisch gesicherte Platz mit der begonnenen Stadtgründung Wolfhagen.
Die ältere Forschung ging offenbar davon aus, dass wegen der unversehrten Wallanlage die Stadt aufgrund militärischer Drohgebärde geräumt worden sei. Der Schwertfund und inzwischen auch Funde zahlreicher Pfeilspitzen im Bereich der Wallanlage lassen jedoch auf heftige Kämpfe und Zerstörung der Stadt schließen. Das Schwert dürfte im Kampfgetümmel 1231 verloren gegangen sein und ist offenbar bei dem üblichen nachträglichen Absuchen der Kampfstätte nach kostbaren Ausrüstungsgegenständen und Waffen zufällig nicht entdeckt worden. Ein Grabstätte am Fundort konnte ausgeschlossen werden.
Bernd Klinkhardt