Donnerstag, 05 Juni 2014 13:08

Exponat des Monats Juni

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Zwei heiße Eisen

„Kleider machen Leute“ so betitelte der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller eine seiner Novellen im Jahr 1874 und schuf damit ein geflügeltes Wort. Und was tun wir  nicht alles in dem  Bewusstsein, dass in dieser Aussage durchaus Wahres enthalten ist. Doch ist dieses Verhalten nicht neu. Wohl schon immer war es ein menschliches Bedürfnis, sich zu schmücken und die Kleidung spielte hier – auch schon immer – eine zentrale Rolle.

Man nahm so manches an Mühen in Kauf, wenn es um Herstellung, Verzierung und Pflege von Textilien ging. Da wurde gewebt und gesponnen, gestrickt und gehäkelt, gestickt und geklöppelt. All diese Tätigkeiten nahmen viel Zeit in Anspruch und wurden deshalb vornehmlich im Winter verrichtet. Die Wäschepflege hingegen begleitete die Frauen das ganze Jahr und gehörte zu den anstrengendsten Tätigkeiten im Haushalt. Zwar gab es allerlei Hilfsgeräte, doch auch die wollten von Hand betrieben sein.
Unsere Wäschepflege heute ist größtenteils mechanisiert. Nur das Glätten der Wäsche- und Kleidungsstücke ist weitgehend Handarbeit geblieben. Allerdings besitzen die meisten Haushalte elektrisch betriebene Dampfbügeleisen oder sogar Dampfbügelstationen, die diese Arbeit erleichtern.
Die Bügeleisen früherer Jahrhunderte waren schwerer und wesentlich aufwändiger in Betrieb zu nehmen. Problem war die Beheizung. Es gab Blockeisen, die als Ganzes auf dem Ofen erhitzt wurden. Bolzenbügeleisen hatten herausnehmbare Bolzen, die im Feuer rotglühend wurden. Kohleeisen befüllte man mit glühenden Kohlen. Nur für die Spiritusbügeleisen war das Herdfeuer nicht mehr nötig.
Die beiden Exemplare unseres Museums, die Exponate des Monats Juni, zählen zu den kohlebeheizten Typen. Sie sind aus Gusseisen, ihre Oberseiten lassen sich aufklappen, um die Körper mit Kohle befüllen zu können.
Das „Augenbügeleisen“ (l.) musste während der Arbeit von Zeit zu Zeit hin- und hergeschwenkt werden, um die Luftzufuhr zu gewährleisten. Ohne das, wäre die Glut erloschen. Die Asche fiel über einen über dem Boden liegenden Rost und konnte an der Rückseite durch eine Klappe entfernt werden. Ein eingegossenes „G“ auf der Griffhalterung verweist auf die Marke „GERMANIA“ der Firma Grossag. Solche Eisen wurden erst ab 1870 und bis 1967 hergestellt und entwickelten sich zum Verkaufsschlager.
Das „Regulierbügeleisen“ (r.) verfügt über einen nach vorn geschwungenen Rauchabzug. Es wurde ebenfalls mit Kohle beheizt. Der Kamin war eine Weiterentwicklung und sollte eine bessere Rauchableitung ermöglichen, evtl. auch die schädlichen Dämpfe von der Büglerin ableiten. Die Temperatur konnte über eine Belüftungsklappe an der Rückseite reguliert werden.


Beate Bickel

Gelesen 10239 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 05 Juni 2014 13:22

Veranstaltungen

-- Veranstaltungen 2025 --


Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr Ausstellungseröffnung
bis 17. August
Sonderausstellung „Als Uroma noch ein Mädchen war“. Kindheit im Mittelalter und im Wolfhager Land
Einführung in die Ausstellung: Dr. Alice Selinger und Beate Bickel M.A.



Donnerstag, 26. Juni, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Jutta Buchner-Fuhs: Kindheit im Wandel: Vorstellungen, Entwürfe und Lebensweisen gelingender Kindheit im historischen Wandel (Arbeitstitel)



Donnerstag, 28. August, 19 Uhr
Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Kinderglück oder Designertraum!? Eine kleine Geschichte der Kindermöbel



Donnerstag, 18. September, 19 Uhr (Vernissage) bis Sonntag, 16. November 2023
Sonderausstellung: "Schön und nicht perfekt. Motive mit Vergangenheit."

Zwei Künstler aus dem Wolfhager Land: Klaus-Dieter Gehring, Altenstädt; Wilburg Kleff, Naumburg

 

Donnerstag, 30 Oktober, 19 Uhr

Vortrag: Wolfram Boder: Die Wolfhager Schule. Als eine nordhessische Kleinstadt ein bedeutender Teil der deutschen Punkszene war.

 

 

 

 

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.