Und so gehören zu den Beständen unseres Museums auch einige Druckmodel, mit deren Hilfe man über viele Jahrhunderte Stoffe, vor allem Leinenstoffe verzierte. Bei unseren beiden Beispielen sind die Körper aus Holz gefertigt. Mustergebend sind dünne Metallstifte oder auch -blättchen, die in das Holz eingelassen sind. Mit ihrer Hilfe ist das Herstellen filigraner Verzierungen möglich. Diese Variante benutzten die Handwerker seit dem 19. Jahrhundert, zuvor hatten nur ganz aus Holz gefertigte Druckstöcke zur Verfügung gestanden. Die hölzernen Model wurden allerdings parallel weiterverwendet.
Aus der Waidpflanze, die in großem Stil in Thüringen angebaut wurde, gewann man ursprünglich den Farbstoff. Später wurde diese heimische Färbepflanze durch das wesentlich ergiebigere, aber importierte Indigo abgelöst. Indigo-Blau erstrahlte das Ergebnis wobei man bis Ende des 17. Jahrhunderts die Muster direkt auf den Stoff aufdruckte. Danach wurde das sogenannte Reservedruckverfahren bekannt und der Begriff Blaudruck irreführend: denn beim Blaudruck wird nicht blau gedruckt, sondern blau gefärbt. Bei diesem Verfahren werden die Druckmodel mit einer wasser- und farbabweisenden Masse – dem Papp - versehen und dann auf den Stoff gedrückt. Anschließend taucht man den Stoff in einen Farbbottich und kann bald darauf sein Blaues Wunder erleben. Denn ist der Stoff im Farbbad, der Küpe, gewesen und holt man ihn heraus, ist er zunächst eher gelbgrün. Doch durch den Sauerstoffkontakt oxidiert die Farbe und schlägt nach etwa 15 Minuten um zu dem berühmten Blau. Ein Muster ist jedoch nicht zu erkennen. Erst durch das Auswaschen in einem leichten Säurebad wird der Papp vom Stoff gelöst und das Muster erscheint in Weiß überall dort wo die Färbung verhindert wurde.
In Wolfhagen gab es eine Blaufärberei im Haus Kirchplatz 6. Hier wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Leinen aus der Umgebung Wolfhagens verziert und gefärbt.