Die Fahne des Wolfhager Bürgervereins aus dem Jahre 1842 ist neben der verschollenen Fahne der Bürgergarde eine der ältesten und zugleich am besten erhaltenen Fahnen der Stadt Wolfhagen. (Größe: 134 x 127cm) Die Vorderseite zeigt auf weißem Tuch einen dreizeiligen Text in goldenen Lettern. Die mittlere Zeile wird auf blauem Schriftband hervorgehoben. In der Mitte zwischen den beiden ersten Zeilen ist in einem wappenförmigen Rahmen ein brauner Wolf in Anspielung auf das Stadtwappen von Wolfhagen in einem stilisierten Tannenwald abgebildet. Er wird von 2 Eichenblattzweigen als Zeichen der Stärke umrankt. An den Fahnenecken schmücken goldene Blätter das Fahnenbild. Die Fahne ist an der oberen und unteren sowie der Flugseite von goldenen Fransen eingerahmt.
Die Rückseite zeigt drei unterschiedlich große farbige Streifen. Auf dem mittleren Streifen sind zwei sich schüttelnde Hände zu sehen - als Zeichen der Einigkeit und Stärke. Sichtbar sind noch schwarze Jackenansätze mit weißen Manschetten. Die Hände sind umrankt von Buchenblattzweigen, die durch rote Schleifen gebunden sind, an den Ecken ist ebenfalls Blattornamentik.
Fahnen waren schon im Altertum als Feldzeichen militärischer Abteilungen in Gebrauch und dienten als Orientierungshilfen. Im Mittelalter erlangten Fahnen vor allem als Symbole der Macht, der Herrschaft und der Gerichte in den Städten und einzelnen Territorien große Bedeutung. In den städtischen Zünften und Gilden gehörten die Fahnen zu den bedeutendsten Zunft- bzw. Gildezeichen. Seit der Neuzeit entwickelte sich eine Vielfalt von Fahnen als Mittel der Zusammengehörigkeit und Werbung.
Die Fahne des Wolfhager Bürgervereins erinnert an die Entstehung des modernen Vereinswesens im 19. Jahrhundert, auf das viele der heutigen Vereine zurückgehen. Im Kampf gegen die Obrigkeit erlangte das Bürgertum durch die Fernwirkung der Französischen Revolution von 1789 seit Beginn des 19. Jahrhunderts politische Bedeutung und Mitwirkungsrechte. Auch in Wolfhagen und seinem Umland entstanden zahlreiche Vereine. Sie strebten danach, das öffentliche und gesellschaftliche Leben selbst zu gestalten (Schützenverein, Bürgergarde, Bürgerverein, Gesang- und Chorvereinigungen, Turnverein).Die infolge der Julirevolution von 1830 im Jahre 1832 gegründete Wolfhager Bürgergarde war Ausdruck des militärischen Machtbewusstseins des Bürgertums, das danach strebte, das absolutistische Heer abzuschaffen. Im Wolfhager Bürgerverein, der nach dem Scheitern der Revolution von 1848 im Jahre 1858 eine Neugründung erfuhr, wurden politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragen diskutiert mit dem Ziel, auf lokaler, regionaler und gesamtstaatliche Ebene mitzubestimmen. Das in den Freiheitskriegen 1813/14 entstandene deutsche Nationalbewusstsein erfuhr seit den 40er Jahren einen starken Auftrieb. 1848 bemühten sich Bürger im Kreis und der Stadt Wolfhagen sogar, eine Spendenaktion zum Bau einer deutschen Flotte in Gang zu bringen. Sie sollte eine wichtige Machtstütze des kommenden Deutschen Reiches sein.
Weitere Informationen:
Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.