Anlässlich des diesjährigen inhaltlichen Schwerpunktes „Reformation“, stellte vor einiger Zeit Volker Busche aus Wolfhagen dem Museum dankenswerterweise eine Sammlung von reproduzierten Flugblättern aus der Zeit zur Verfügung. Eins davon stellen wir heute exemplarisch vor.
„Mönch und Esel“ heißt das Blatt von Leonhard Beck (um 1480-1542) aus Augsburg, das im Jahr 1523 erschien und vermutlich große Verbreitung fand. Es handelt sich um einen kolorierten Holzschnitt mit zwei integrierten Spruchbändern. Dargestellt ist auf der linken Seite ein Mönch, der einen Rückentragekorb trägt. Darin sitzt eine Nonne, die sich halbherzig mit einer Spindel beschäftigt. Sie hat die Spindel verloren, ihre Arbeit soll Fleiß wohl nur vortäuschen. Dem Paar gegenüber sitzt ein Esel mit Narrenkappe und Tasche. Er versucht mit seinen wirklich nicht dazu geeigneten Hufen, Garn zu haspeln. Auf der Haspel sitzt eine Eule, die wehrlos den Angriffen zweier Elstern ausgesetzt ist.
Für uns heute erst einmal schwer verständlich, wusste in der Zeit der Reformation sicher jeder sofort was mit dem Blatt angesprochen werden sollte: Elstern wurden häufig mit dem Mönchswesen gleichgesetzt, die in diesem Fall die Eule, Sinnbild der Weisheit angreifen. Mönch und Nonne, auf der linken Seite der Darstellung, haben nichts Besseres zu tun, als durch die Welt zu ziehen und sich auf Kosten anderer eine leichtes Leben zu machen. Das Spruchband: „Also wer gut im ruckorb spinnen/vill verthun und wenig gewinnen“, sinngemäß: „Wer im Rückenkorb spinnt, vertut viel und gewinnt wenig“, zeigt zusätzlich die Sinnlosigkeit auf. Mit dem haspelnden Esel wird eine verkehrte Welt ins Bild gesetzt, die es dringend zu ändern gilt.
So wie dieses Blatt sich gegen die bestehenden Verhältnisse wandte, gab es ebenso polemische Varianten von Befürwortern der alten Ordnung. Die Reformation war ein Prozess, Meinungsverschiedenheiten wurden literarisch und bildlich ausgetragen. Flugblätter als neues Massenmedium spielten dabei eine bedeutenden Rolle.