Mit dem Datum 6. April 1902 wurde dem 14jährigen bestätigt, dass er „nach empfangenem Unterricht im Worte Gottes“ nun zum heiligen Abendmahl zugelassen sei. Die Urkunde ist von einem Architekturrahmen umgeben, in den christliche Motive und Bibelzitate integriert sind. Der Bildanteil dominiert den Eindruck. Auch der gedruckte Text fügt sich in die Gestaltung ein und verweist auf den Verwendungszweck: Solche Urkunden verzierten etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts deutsche Wohnzimmer. Die handschriftlichen Eintragungen des Pfarrers, die das Blatt zur Urkunde machen, fallen dagegen kaum ins Gewicht.
Zahlreiche Verlage beschäftigten sich mit der Herstellung solcher Konfirmationsandenken. In unserem Fall war es der Verlag von Ernst Kaufmann in Lahr, der in dieser Zeit bereits über eine Niederlassung in New York verfügte. Der Verlag war bereits 1816 gegründet worden und hatte sich bald auf den Druck von Tauf-, Trau- und Konfirmationsscheinen spezialisiert. Im letzten Jahr feierte das Druckhaus Kaufmann 200jähriges Jubiläum.
Das Konfimationsbild kam bereits vor über dreißig Jahren zu uns ins Museum, denn Nachfahren von Stephan Reinhard Klapp wohnen seit langem in Wolfhagen. Es wurde damals in die Sammlung aufgenommen, weil eine Sonderausstellung des Museums sich mit der Wolfhager Bilderwelt beschäftigte. Für uns ist es heute auch deshalb wieder interessant, weil sich in diesem Jahr die Reformation, die den evangelischen Glauben in Hessen und auch in Wolfhagen etablierte, zum fünfhundertsen Mal jährt. Denn die Konfirmation entstand im Rahmen der Reformation und zwar als hessische Erfindung.
Landgraf Philipp der Großmütige (1504-1567) hatte in Hessen nicht nur die Reformation eingeführt, sondern auch die Konfirmation. Es galt in dieser Zeit des Umbruchs unterschiedliche Glaubensbewegungen zusammenzuführen. Hier war es vor allem die Täuferbewegung, die die Kindstaufe ablehnte. Die Täufer waren der Auffassung, dass getauft werden sollte, wer sich bewusst für den Glauben entschieden hatte, und das konnte nur ein Erwachsener oder Jugendlicher sein. Um zu vermitteln führte Philipp die Konfirmation ein, bei der die Kindstaufe noch einmal bestätigt wird, im vorangehenden Unterricht Glaubensgrundsätze vermittelt werden und die Zulassung zum Abendmahl erworben wird. Festgeschrieben wurden die Bedingungen in der Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung im Jahr 1539.
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.