Über dem Schriftzug erkennt man eine ganze Reihe an Werkzeugen des holzbearbeitenden Handwerks. Zu sehen sind Hobel, Stemm- und Stecheisen, Mauerhaken, Axt und Beil, eine Gestellsäge, eine Handsäge, ein Fäustel und ein Zirkel. Es handelt sich um das Herbergsschild der Wolfhager Holzarbeiterzunft. Eine Jahreszahl ist nicht angegeben und im alten Inventarbuch des Museums aus den Jahren 1969/70 ist lediglich als Neuzugang vermerkt: „Eisernes Herbergsschild der Holzarbeiterzunft“.
Erst das Studium der ebenfalls im Museum erhaltenen alten Akten erhellt Umstände und Hintergründe und lässt Rückschlüsse auf das Alter des Schildes zu. In einem Rechnungsbuch aus dem Jahr 1872 wurde unter „Inventarium“ auch ein Zunftschild aus dem Jahr 1867 aufgeführt und im Beleg von 1882 heißt es zusätzlich: „befindet sich auf der Herberge“.
Die Holzarbeiterzunft zu der sich die Schreiner, Fenstermacher, Zimmerleute, Böttcher und Wagner Wolfhagens und seiner Umgebung zusammengeschlossen hatten, war 1816 neu gegründet worden. Allerdings nicht ganz neu, denn es hatte sie auch zuvor schon gegeben. Doch die Eingliederung auch des Wolfhager Landes in das „Königreich Westphalen“, das von Napoleons Bruder Jérôme regiert wurde, hatte die Gewerbefreiheit mit sich gebracht. Nachdem 1814/15 die alten Zustände wieder hergestellt worden waren, schlossen sich die Handwerker erneut in althergebrachten Berufsvereinigungen zusammen.
Zu den Aufgaben der Zünfte gehörte die Überwachung der Ausbildung. Und zur Ausbildung gehörte nach Abschluss der Lehrzeit, die Wanderschaft der Gesellen – auch noch im 19. Jahrhundert. Nun fand allerdings nicht jeder Geselle gleich Arbeit in einer neuen Stadt. Damit nun die Berufskollegen nicht gänzlich auf der Straße standen, unterhielten viele Zünfte eigene Herbergen für wandernde Gesellen. So vielleicht auch in Wolfhagen?
Zumindest hatte die Wolfhager Holzarbeiterzunft ein eigenes Schild für eine solche Herberge. Angefertigt wurde es in einer Zeit, als die nun von Preußen eingeführte oder zu erwartende Gewerbefreiheit wiederum für manchen auch unerwünschte Neuerungen mit sich zu bringen drohte. Sollte den modernen Zeiten durch die Neuanfertigung von Gegenständen, die auf Traditionen verwiesen, entgegengewirkt werden? Oder wollte man nur schnell noch das Zunftvermögen für Zunftangelegenheiten ausgeben? Jedenfalls wurde im gleichen Zeitraum auch eine neue Tafel, eine neue Fahne und eine neue Zunfttruhe angeschafft…
Wo sich die Herberge der Holzarbeiterzunft befunden haben könnte, haben wir bisher nicht klären können. Falls jemand dazu Auskunft erteilen kann, würden wir uns sehr freuen.
Nachrichten bitte an das Regionalmuseum Wolfhager Land, Tel.: 05692/992431