Donnerstag, 29 Juni 2017 08:10

Exponat des Monats Juni

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Das Herbergsschild der Wolfhager Holzarbeiterzunft zeigt zahlreiche typische Werkzeuge Das Herbergsschild der Wolfhager Holzarbeiterzunft zeigt zahlreiche typische Werkzeuge Beate Bickel

Herbergsschild der Holzarbeiterzunft

Von Beate Bickel

In der Abteilung „Handwerk und Zünfte“ im Regionalmuseum Wolfhager Land kann man ein großes bemaltes Schild bewundern, das den Schriftzug „Holzarbeiterzunft“ trägt.

Über dem Schriftzug erkennt man eine ganze Reihe an Werkzeugen des holzbearbeitenden Handwerks. Zu sehen sind Hobel, Stemm- und Stecheisen, Mauerhaken, Axt und Beil, eine Gestellsäge, eine Handsäge, ein Fäustel und ein Zirkel. Es handelt sich um das Herbergsschild der Wolfhager Holzarbeiterzunft. Eine Jahreszahl ist nicht angegeben und im alten Inventarbuch des Museums aus den Jahren 1969/70 ist lediglich als Neuzugang vermerkt: „Eisernes Herbergsschild der Holzarbeiterzunft“.

Erst das Studium der ebenfalls im Museum erhaltenen alten Akten erhellt Umstände und Hintergründe und lässt Rückschlüsse auf das Alter des Schildes zu. In einem Rechnungsbuch aus dem Jahr 1872 wurde unter „Inventarium“ auch ein Zunftschild aus dem Jahr 1867 aufgeführt und im Beleg von 1882 heißt es zusätzlich: „befindet sich auf der Herberge“.

Die Holzarbeiterzunft zu der sich die Schreiner, Fenstermacher, Zimmerleute, Böttcher und Wagner Wolfhagens und seiner Umgebung zusammengeschlossen hatten, war 1816 neu gegründet worden. Allerdings nicht ganz neu, denn es hatte sie auch zuvor schon gegeben. Doch die Eingliederung auch des Wolfhager Landes in das „Königreich Westphalen“, das von Napoleons Bruder Jérôme regiert wurde, hatte die Gewerbefreiheit mit sich gebracht. Nachdem 1814/15 die alten Zustände wieder hergestellt worden waren, schlossen sich die Handwerker erneut in althergebrachten Berufsvereinigungen zusammen.
Zu den Aufgaben der Zünfte gehörte die Überwachung der Ausbildung. Und zur Ausbildung gehörte nach Abschluss der Lehrzeit, die Wanderschaft der Gesellen – auch noch im 19. Jahrhundert. Nun fand allerdings nicht jeder Geselle gleich Arbeit in einer neuen Stadt. Damit nun die Berufskollegen nicht gänzlich auf der Straße standen, unterhielten viele Zünfte eigene Herbergen für wandernde Gesellen. So vielleicht auch in Wolfhagen?

Zumindest hatte die Wolfhager Holzarbeiterzunft ein eigenes Schild für eine solche Herberge. Angefertigt wurde es in einer Zeit, als die nun von Preußen eingeführte oder zu erwartende Gewerbefreiheit wiederum für manchen auch unerwünschte Neuerungen mit sich zu bringen drohte. Sollte den modernen Zeiten durch die Neuanfertigung von Gegenständen, die auf Traditionen verwiesen, entgegengewirkt werden? Oder wollte man nur schnell noch das Zunftvermögen für Zunftangelegenheiten ausgeben? Jedenfalls wurde im gleichen Zeitraum auch eine neue Tafel, eine neue Fahne und eine neue Zunfttruhe angeschafft…

Wo sich die Herberge der Holzarbeiterzunft befunden haben könnte, haben wir bisher nicht klären können. Falls jemand dazu Auskunft erteilen kann, würden wir uns sehr freuen.
Nachrichten bitte an das Regionalmuseum Wolfhager Land, Tel.: 05692/992431



Gelesen 5605 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 13 Juli 2017 12:41

Veranstaltungen

 

--Veranstaltungen 2024--

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Sonderausstellung: Magie und Aberglaube im Mittelalter 

Einführung in die Ausstellung: Beate Bickel M. A.

Musikalische Begleitung: Korydwenn

 

 

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

Anfang Juli

Ausstellung

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.