Mittwoch, 05 Juni 2019 12:44

Exponat des Monats Mai 2019

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Exponat des Monats Mai 2019

Die Ausrüstung der Wolfhager Nachtwächter

von Hermann Neumeyer

In der Abteilung „Der Bürger in der Gesellschaft“ des Regionalmuseums Wolfhagen findet man von der Ausrüstung der Wolfhager Nachtwächter noch vier Lanzen, zwei Hörner und eine Laterne.

Statt der Lanzen kamen auch Hellebarden zum Einsatz, die gleichzeitig Spieß, Hiebaxt und Fanghaken waren. 
Die Aufgabe der Nachtwächter bestand darin, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Mit seinem Horn warnte er die schlafenden Bürger vor Feuer, Feinden und Dieben. Er überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore. Häufig gehörte es auch zu den Aufgaben des Nachtwächters, die Stunden anzusagen, weniger als Auskunft als mehr zum Nachweis, dass er seinem Dienst auch ordnungsgemäß nachging. Er hatte das Recht, verdächtige Personen, die nachts unterwegs waren, anzuhalten, zu befragen und notfalls festzunehmen. Dabei schützte ihn seine Lanze vor eventuellen Angriffen, oder er warf sie einem flüchtenden Ganoven hinterher, was durch die Spitze für diesen äußerst schmerzhaft werden konnte.
Der Nachtwächter gehörte, obwohl er zwar eine wichtige Tätigkeit in der Stadt ausführte, in der Regel aber mit Personen am unteren Rand der Gesellschaft zu tun hatte, zu den „unehrlichen“ Berufen wie auch die Abdecker, Henker, Scharfrichter und die außerhalb der Stadtmauern im Verborgenen arbeitenden Müller. Er lebte daher in sehr bescheidenen Verhältnissen.
In Wolfhagen gab es bis zum 15. Jahrhundert einen von der Bürgerschaft organisierten Wächterdienst auf den Türmen der Stadtmauer und an den Toren der befestigten Stadt. Aus alten Stadtrechnungen lässt sich erkennen, dass ab der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Turmwächter, der auch gleichzeitig Organist war, für die Turmstube der Stadtkirche bestellt wurde. Sein stündliches Hornblasen von der Brüstung des Kirchturmes herab war für die Nachtwachen das Startzeichen zu ihren Ein- oder Zweistundenrundgängen. Bei Ausbruch eines Brandes läutete der Turmwächter schrill nur mit dem Klöppel die Feuerglocke. Nachdem die Wolfhager Stadtkirche ab 1875 eine Turmuhr mit Schlagwerk erhalten hatte, wurde der Turmwächter nicht mehr gebraucht.  
Genaueres über die Nachtwachen der Bürgerwache ist erst seit 1845 bekannt. Jetzt bildeten jeweils sieben Bürger eine Wachmannschaft, die ihren Dienst jeweils von 21 Uhr abends bis zum Frühläuten morgens um 4 Uhr von der Alten Wache aus verrichtete. Diese Nachtwächter patrouillierten immer zu zweit und waren von einem Hund begleitet, der auf die Aufstöberung von Diebesgut abgerichtet war. Dabei durften sie nicht sprechen. Ein Mitglied der Wachmannschaft führte das Wachbuch.
Diese Bürgerwachen wurden 1873 eingestellt und durch zunächst vier und dann ab 1896 nur noch durch zwei fest angestellte Nachtwächter ersetzt. 1932 ging die von viel Lokalkolorit gekennzeichnete Zeit der Turm- und Nachtwächter in Wolfhagen endgültig zu Ende, denn ihre Aufgaben übernahm jetzt die Polizei.
Vor einigen Jahren wurde in Wolfhagen jedoch wie in zahlreichen anderen mittelalterlichen Städten die Tradition der abends durch die Straßen ziehenden Nachtwächter wieder belebt, jetzt allerdings als unterhaltsame touristische Veranstaltung, die man über das Tourismusbüro der Stadt Wolfhagen buchen kann und bei der man genüsslich mit einem Nachtwächter in die Vergangenheit eintauchen kann.

(Hermann Neumeyer)

Gelesen 3788 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 05 Juni 2019 12:48

Veranstaltungen

 

--Veranstaltungen 2024--

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Sonderausstellung: Magie und Aberglaube im Mittelalter 

Einführung in die Ausstellung: Beate Bickel M. A.

Musikalische Begleitung: Korydwenn

 

 

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

Anfang Juli

Ausstellung

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.