Wenn man bedenkt, dass in diesem Sand auch vielfältige Meeresfossilien wie Schnecken, Muscheln, Korallen, Seeigel, Kahnfüßer, Moostierchen, Gehörsteine und Zähne von Fischen verborgen sind, kommt man dem Rätsel auf die Spur. Es waren tektonische Hebungsprozesse, die vor ca. 25 Millionen Jahren einsetzten und das Meeressediment vom Meeresspiegelniveau bis in diese Höhe beförderten. Für unsere Vorfahren noch waren die organischen Überreste in den Sedimenten entweder Naturspiele oder Überreste der Sintflut.
Das verbreitete Vorkommen von Meeressanden in Nordhessen geht darauf zurück, dass schon vor ca. 30 Millionen Jahren im Zeitalter des Oligozäns eine Meeresverbindung vom Nordmeer über die Hessische Senke, den Oberrheingraben und das Rhone-Tal bis zum damaligen Mittelmeer bestand. Diese durchgehende Meeresverbindung wurde dann gegen Ende des Oligozäns durch eine globale Meeresspiegelabsenkung unterbrochen. Von dieser Meeresverbindung blieb nur noch ein nach Norden offener Meeresgolf übrig, der das Gebiet um Kassel erfasste und bis Ziegenhain reichte. Die damals hier herrschenden subtropisch-warmen Klimabedingungen boten den vielen artenreichen Mikroorganismen in küstennahem Flachwasser ideale Lebensbedingungen. Ihre fossilen Reste finden sich heute im so genannten Kasseler Meeressand an vielen Stellen am Rand des Kasseler Beckens, vor allem im Bereich der Gudenberge und des Bärenbergs. Da damit auch der frühere Lebensraum der Chatten beschrieben wird, wird das geologische Zeitalter der Entstehungszeit des Kasseler Meeressandes, die zweite Hälfte des Oligozäns, wissenschaftlich mit „Chattium“ bezeichnet. Der im neu eingerichteten Geologieraum an der Wandseite „Zeiten, die im Wolfhager Land besonders präsent sind“ hinter Glas und Text ausgestellte ca. 25 Millionen Jahre alte verfestigte Meeressand (Exponat des Monats Oktober 2020) lässt zahlreiche eingeschlossene fossile Mikroorganismen erkennen, insbesondere im oberen Bereich des Exponats einen Haifischzahn und unten eine Schnecke.
Die fossilen Bestandteile des Kasseler Meeressandes kann man im Geologieraum des Museums auch selbst untersuchen, was insbesondere dem Forscherdrang von Kindern sehr entgegenkommt. Dazu dient ein Mikroskop, das auf neun verschiede Proben vom Großen Gudenberg ausgerichtet ist. Es handelt sich bei diesen Proben um Muschelkrebse, Schnecken, Muscheln, Moostierchen, Korallen, Zähne und Gehörsteine von Fischen, ebenso um Kahnfüßer, deren langgestreckte Körper in elefantenzahnähnlichen Schalen stecken, und Foraminiferen, das sind Einzeller mit einem Kammersystem. Alle Proben stammen von einem abgeglittenen Teilstück einer Hangscholle des Kasseler Meeressandes an einem frei zugänglichen Wegrand auf der Westseite des Großen Gudenberges. Die Entnahmestelle ist vor Ort gut dokumentiert und über geschotterte Waldwege nach 3 km Fußweg zu erreichen. Man verlässt dazu die Landstraße L 3214 aus Oberelsungen kommend 1 km hinter dem Bahnhof Oberelsungen, um nach rechts in den Wald abzubiegen. Nach 1,2 km erreicht man eine Wegegabelung, wo man den linken Weg einschlägt. Nach weiteren 1,2 km treffen sich mehre Wege. Hier nimmt man den ersten Weg links in Uhrzeigerrichtung. Nach 600 m erreicht man schließlich das ca. 2000 Quadratmeter große Flächenhafte Naturdenkmal „Kasseler Meeressand“ auf der rechten Seite am Wegesrand.