Neben Keramikgefäßen, Werkzeugen, Waffen und Schmuck aus Stein und Metall geben vor allem auch Grabformen und Bestattungsriten Aufschluss über den Jahrtausende dauernden prähistorischen Entwicklungsprozess. Eine würdevolle Bestattung der Toten wurde bereits seit der Steinzeit praktiziert.
Mit Beginn der Bronzezeit nahm die Feuerbestattung, die es bereits in der Steinzeit vereinzelt gab, erheblich zu. In der Spätphase der Bronzezeit löst sie die Körperbestattung endgültig ab. Wie überall im westlichen Mitteleuropa fasste auch im Wolfhager Land zwischen 1300 und 800 v. Chr. die „Urnenfeldkultur“ Fuß.
Ein repräsentatives Beispiel ist das Balhorner Urnengräberfeld. 1936 und zwischen 1958 und 1960 sind auf einem Feld bei Balhorn 36 Urnen mit Leichenbrand sowie Beigefäße ausgegraben bzw. beim Pflügen geborgen worden. Die in einer kleinen Erdgrube eingelagerten Urnen waren ursprünglich wie anderen Orts üblich vermutlich auch mit Steinen, Holzpfählen und auch Pflanzen oberirdisch markiert.
Vier Urnen und drei Beigefäße präsentiert das Museum in einer Turmvitrine. Die größte Urne ist 36 cm hoch und hat einen Durchmesser von 38 cm. Die Urnenmündung ist ringartig 3 cm vom fast kugelartigen Urnenkörper abgesetzt. Einer Trichterhalsurne (H 26 cm; Durchmesser 34 cm) sind drei kleine Beigefäße für Speise und Trank für die Reise ins Jenseits zugeordnet. Eine kleine Urne ist mit einem Deckstein versehen, der noch die Spuren des Leichenbrandes zeigt. Eine Urne (H 25 cm, Durchmesser 23 cm) mit einfachen Verzierungen am Urnenhals stammt vermutlich aus einer späteren Epoche. Die Urnen sind teilweise beschädigt, fehlende Teile wurden nach ihrem Fund ergänzt. Die Toten waren einst mit Kleidung und Schmuck auf dem Gräberfeld der Siedlung auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden. Asche und Knochenreste schüttete man in die Urne. Die Balhorner Urnen enthielten nur den Leichenbrand, keine kleinen Bronzeteile oder andere Beigaben wie anderen Orts gelegentlich üblich.
Die aus gebranntem Ton einfach geformten Urnen haben keine besonderen Verzierungen und Farben. Die mittelgroße Anzahl der Urnen und der längere Gebrauch des Balhorner Urnenfeldes deuten auf eine feste beständige Siedlung und damit auf die zunehmende Sesshaftigkeit der bäuerlichen Gemeinschaft hin, die einem eigenständigen niederhessischen Kulturkreis angehörte.
Galten in der Früh- und Mittelbronzezeit und zum Teil auch noch im Mittelalter (z. B. Hexenverbrennung) eine Einäscherung als Strafe und Bekämpfung des vermeintlich Bösen, v. a. von Wiedergängern (Gespenstererscheinung, z.B. Rückkehr Verstorbener), so ist die Feuerbestattung seit der Spätbronzezeit generell verbunden mit der Hoffnung auf ein Leben im Jenseits. Ob mit oder ohne Beigaben dürften die Menschen damals an ein Weiterleben nach dem Tod bzw. an ein neues Leben in einer anderen Sphäre geglaubt haben. Es bleibt offen, ob in der Vorstellung der Menschen bereits Seele und Körper durch die Verbrennung getrennt wurden oder nur eine einfache Form des Begräbnisses eine Rolle spielte.
Seit der Eisenzeit ab 800 v. Chr. und der mit ihr einhergehenden Keltenkultur im westlichen Europa wird die Urnenbestattung vor allem bei der adligen Führungsschicht von einer aufwändigen Ganzkörperbestattung abgelöst. Mit der Christianisierung im frühen Mittelalter
setzt sich vollends die Körperbestattung auf Friedhöfen durch. Heute hingegen nimmt die Feuerbestattung wieder zu.