Es galt Notzeiten zu überwinden und irgendwie zu überleben.
Manchmal haben sich auf den ersten Blick banale Alltagsobjekte aus solchen Zeiten des Mangels erhalten. Sie können eine Geschichte erzählen: von Not und Entbehrung, von Erfindungs- und Improvisationsgeist, von nicht nachlassendem Lebens- und Überlebensmut. Wohl dem, der nicht „zwei linke“ Hände hatte, sondern handwerklich geschickt war und sich selbst helfen konnte. Mitunter war es aber auch Ausdruck von Sparsamkeit und Do-it-yourself-Denken, wenn man ein Haushaltsgerät selbst fertigte.
Das Gerät
Die abgebildete Ölpresse hat der gelernte Dreher und Fräser Adam Hofmann aus Naumburg um 1940 gebaut. Die Familie wurde damals aus Bochum nach Naumburg-Elbenberg evakuiert. Konstruktiv handelt es sich um ein waagerecht montiertes Stahlrohr, in dem innen ein passgenaues Schneckengewinde läuft, das von einer Handkurbel angetrieben wird. Oben ist ein Trichter passgenau einzustecken, der zum Befüllen der Presse diente. An der Mündung befindet sich eine kleine Spindel, mit der die Auslassweite reguliert werden kann. Als Zubehör gibt es ein halbzylinderförmiges Drahtsieb, von dem eine Tülle abgeht. Das Ganze ist an ein dickes und schweres Gestell mit doppelter Tischzwinge montiert.
Des Rätsels Lösung?
Für welchen Verwendungszweck mag Opa Hofmann das Gerät benutzt haben. Vielleicht hat er damit Sonnenblumenkerne gepresst, um daraus das gesundheitlich so wertvolle Sonnenblumenöl zu gewinnen, gewiss eine mühsame Arbeit, benötigt man doch etwa 5 kg Kerne, um einen Liter Öl zu erzielen. Oder etwa für Bucheckernöl? Das goldgelbe Öl mit dem einzigartigen herb-nussigen Geschmack war besonders wertvoll, doch die Herstellung umso mühevoller: Für einen Liter Öl brauchte man rund 7 kg Bucheckern, das sind ca. 25.000 Kerne. Auch die Leinölgewinnung käme in Betracht. Letztlich sind das aber alles nur Spekulationen.
Die Wahrheit bleibt im Dunkeln
Manchmal lassen sich auch für die Museumsmitarbeiter die geschichtlichen Dinge nicht zufriedenstellend klären. Das ist aber nicht weiter schlimm. Was bleibt, ist ein spannendes Zeugnis aus der Kriegszeit, das uns heute aufzeigt, wie Menschen damals den Alltag gemeistert haben.
Das Regionalmuseum Wolfhager Land dankt Herrn Günter Hofmann aus Elbenberg für die Spende.
Öffnungszeiten des Museums: Di-Do 10-13 und 14-17 Uhr, Sa/So 14-17 Uhr