Er gehörte zu einem Brunnen, der offenbar in der ehemaligen Vorburg der Wolfhager Kernburg stand. Bei dem Wasserspeier handelt es sich um eine aus einem Sandsteinblock gestaltete Löwenskulptur mittlerer Größe, die auf einem flachen Steinsockel ruht. Der Löwe stützt sich mit den Hinterpfoten auf diesem leicht ab. Die rechte Vordertatze ruht auf einem vor dem Löwen stehenden schildförmigen Wappenstein, dessen Spitze unten mit dem Sockel verbunden ist. Auf dem oberen Rand des Wappensteins liegt das Kinn des Löwen auf.
Aus dessen Maul ergoss sich einst das Wasser in ein am Fuß des Sockels stehenden Brunnenbecken. Im Wappenschild sind die Buchstabe W, L und H sowie die Zahlen 1757 und über dem L eine Herrscherkrone eingraviert.
L steht für Landgraf, H für Hessen. Buchstaben und Zahlen verweisen auf den Landgrafen Wilhelm VIII. zu Hessen und somit auch möglicherweise auf die Entstehungszeit des Brunnens im Jahre 1757 und seines Auftragsgebers.
Auf dem Burggelände beim Renthofgebäude, das gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus den Steinen und Gebälk des verfallenen Hochschlosses der Kernburg gebaut wurde, soll sich einer der vier „Kümpe“ (aus Stein gebaute Wasserbehälter/Brunnen) der Stadt Wolfhagen befunden haben. In sie floss bereits seit etwa 1417 das Quellwasser vom „Glockenborn“ zunächst in einem offenen Graben bis zum steinernen Sammelbecken unterhalb des Gotzenberges und von dort durch einen hölzernen Röhrenstrang, den sogenannten „Pfeiffen“, zunächst in den ersten „Kump“ am Neuen Tor – und in später gebaute „Kümpe“, an der Ecke Borngasse/Gerichtsgasse, auf dem Markplatz und zuletzt in den Brunnen am Renthof.
Von einem Wasserleitungsbau mit einem verzweigten Verteilernetz in der Stadt spricht man seit 1718. Für das Jahr 1724 ist z. B. ein Brunnen an der „Knackenburg“ belegt. Im Zusammenhang mit dem Wasserleitungsbau seit dem 18.Jahrhundert ließ wahrscheinlich der Rentmeister des Rentamtes Wolfhagen, der Exponent der landesherrlichen Gewalt, vor dem Renthofgebäude im Jahre 1757 den Brunnen mit dem wasserspeienden Löwen als Erstbau errichten. Die einstige im 13. Jahrhundert belegte Hagenbornquelle war längst versiegt.
Die Regierungszeit Landgraf Wilhelms VIII. war zwar geprägt vom 7-jährigen Krieg, doch in seinen Anfangsjahren war der Wolfhager Raum vom Krieg noch nicht so sehr betroffen. Die Staatskasse war durch englische Subsidien gut gefüllt. Eine kluge Landespolitik, Kunstsinnigkeit und Bautätigkeit spiegeln sich möglicherweise auch in dem kleinen Brunnenprojekt im Zusammenhang mit der baulichen Gestaltung des Burggeländes in jener Zeit auf dem landgräflichen Burggelände wider.
Der Wasserspeier des ehemaligen Burgbrunnen verweist heute auf den Außenbereich des Regionalmuseums Wolfhager Land. Er gehört mit zu den anderen Museumsobjekten, die sich in diesem Außenbereich befinden: Wappenstein der Stadt Wolfhagen, erdgeschichtlicher Dokumentationspfad, Bronzeskulptur Tilemann Elhen von Wolfhagen (1347-1420) sowie das Lapidarium.
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.