Mittwoch, 04 September 2024 09:02

Exponat des Monats September 2024

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Bernd klinkhardt mit der Naumburger Säulenbasis Bernd klinkhardt mit der Naumburger Säulenbasis Beate Bickel

Eine Säulenbasis aus der Naumburg   

Von Bernd Klinkhardt

Im Regionalmuseum Wolfhager Land werden einige Exponate präsentiert, deren Datierung und Funktionalität bis heute nicht eindeutig geklärt sind. Zu diesen gehört v. a. ein Burgenrelikt aus der mittelalterlichen Naumburg.

Es handelt sich um eine runde trommelförmige Säulenbasis aus Sandstein (Höhe 80 cm; Durchmesser 50 cm.), die als Auflage einer Stein- oder Holzsäule diente.  
Der Museumsführer „ Kirche, Burg und Stadt im Mittelalter“, Bd. 3, 1989 S. 73 gibt aufgrund der „doppelzickzackförmigen“ Ornamentik als Entstehungszeit die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an, als die Burg sich im Pfandbesitz der Waldecker Grafen befand. Die Naumburger Säulenbasis stand vermutlich an einer Wand, worauf Beschädigungsspuren hinweisen würden oder auch mittig entweder in der ehemaligen Burgkappelle oder in dem ehemaligen Palas. Eine Säulenbasis mit ähnlicher Ornamentik ist heute noch auf dem Waldecker Schloss zu besichtigen.
Neuere Forschungen zur Raumstruktur auf Burgen stellen die obige Interpretation in Frage. Die Basis mit Säule dürfte für die Naumburger Burgkappelle viel zu groß gewesen sein. Selbst die große Marburger Schlosskappelle hat keine Säule. Auffällig ist auch, dass die Ornamentik als sechsstrahliger Stern angesehen werden kann, vielleicht ein Bezug zum Wappen der Waldecker Grafen, auch wenn diese ursprünglich einen achtstrahligen Stern führten. Als mittiger Standort kommt eher die bereits seit dem 12. Jahrhundert auf Burgen sich herausbildende beheizbare Hofstube (Stube, lat. „Stufa“ = Ofen; rauchfreier Wohnraum) in Frage, die auf mitteleuropäischen Burgen im 14.und 15. Jahrhundert als weit verbreiteter Speiseraum für Herrschaft und Bedienstete diente. In späterer Zeit erfolgte allmählich eine Separierung der Herrschaft von den übrigen Bediensteten. Die Hofstube befand sich meistens im Erdgeschoss neben der Küche.
Auffällig ist, dass im Inventarverzeichnis des Naumburger Schlosses von 1579  gleich mehrere Stuben mit Kachel- und eisernen Öfen aufgeführt sind. Die „HOBESTUBE“ ist sogar mit einem „großen Eyssern Offen“ ausgestattet. Vermutlich trug hier eine Mittelstütze (Holz oder Stein) die Decke, eventuell eine Steinsäule sogar eine Gewölbedecke wie auf der Ronneburg. Vielleicht erklärt sich von daher auch das Vorhandensein nur einer einzigen Säulenbasis.
Als schwierig erweist sich nach wie vor eine genauere Datierung der Säulenbasis. Hinsichtlich der Raumstruktur und Ornamentik könnte sie noch der mittelalterlichen Burg zugeordnet werden. Es spricht jedoch viel dafür, die Naumburger „Hobestube“  (Hofstube) als einen Ort herrschaftlicher Repräsentation mit entsprechender prächtiger architektonischer Gestaltung anzusehen, wie sie sich auf dem späteren Schloss Naumburg allmählich zeigte.
In der Festschrift: 850 Jahre Naumburg „Naumburg .1170. 2020“, Korbach 2020 S.111-113 weist Volker Knöppel darauf hin, dass Graf Daniel zu Waldeck (1568-79 und seine Frau Barbara, Tochter des Landgrafen Philip von Hessen, das Schloss Naumburg zur waldeckischen Residenz ausbauten. Nach Auskunft des renommierten Burgenforschers und Kunsthistorikers G. Ulrich Großmann passt das Facettenprofil theoretisch auch in das 16. Jahrhundert. Die Naumburger Säulenbasis dürfte ein einzigartiger Ausstattungsrest sein, der von der einstigen hohen Wohnkultur des spätmittelalterlichen Schlosses Naumburg zeugt.

Gelesen 1060 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 04 September 2024 09:11

Veranstaltungen

-- Veranstaltungen 2025 --


Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr Ausstellungseröffnung
bis 17. August
Sonderausstellung „Als Uroma noch ein Mädchen war“. Kindheit im Mittelalter und im Wolfhager Land
Einführung in die Ausstellung: Dr. Alice Selinger und Beate Bickel M.A.



Donnerstag, 26. Juni, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Jutta Buchner-Fuhs: Kindheit im Wandel: Vorstellungen, Entwürfe und Lebensweisen gelingender Kindheit im historischen Wandel (Arbeitstitel)



Donnerstag, 28. August, 19 Uhr
Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Kinderglück oder Designertraum!? Eine kleine Geschichte der Kindermöbel



Donnerstag, 18. September, 19 Uhr (Vernissage) bis Sonntag, 16. November 2023
Sonderausstellung: "Schön und nicht perfekt. Motive mit Vergangenheit."

Zwei Künstler aus dem Wolfhager Land: Klaus-Dieter Gehring, Altenstädt; Wilburg Kleff, Naumburg

 

Donnerstag, 30 Oktober, 19 Uhr

Vortrag: Wolfram Boder: Die Wolfhager Schule. Als eine nordhessische Kleinstadt ein bedeutender Teil der deutschen Punkszene war.

 

 

 

 

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.