Es handelt sich um eine runde trommelförmige Säulenbasis aus Sandstein (Höhe 80 cm; Durchmesser 50 cm.), die als Auflage einer Stein- oder Holzsäule diente.
Der Museumsführer „ Kirche, Burg und Stadt im Mittelalter“, Bd. 3, 1989 S. 73 gibt aufgrund der „doppelzickzackförmigen“ Ornamentik als Entstehungszeit die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an, als die Burg sich im Pfandbesitz der Waldecker Grafen befand. Die Naumburger Säulenbasis stand vermutlich an einer Wand, worauf Beschädigungsspuren hinweisen würden oder auch mittig entweder in der ehemaligen Burgkappelle oder in dem ehemaligen Palas. Eine Säulenbasis mit ähnlicher Ornamentik ist heute noch auf dem Waldecker Schloss zu besichtigen.
Neuere Forschungen zur Raumstruktur auf Burgen stellen die obige Interpretation in Frage. Die Basis mit Säule dürfte für die Naumburger Burgkappelle viel zu groß gewesen sein. Selbst die große Marburger Schlosskappelle hat keine Säule. Auffällig ist auch, dass die Ornamentik als sechsstrahliger Stern angesehen werden kann, vielleicht ein Bezug zum Wappen der Waldecker Grafen, auch wenn diese ursprünglich einen achtstrahligen Stern führten. Als mittiger Standort kommt eher die bereits seit dem 12. Jahrhundert auf Burgen sich herausbildende beheizbare Hofstube (Stube, lat. „Stufa“ = Ofen; rauchfreier Wohnraum) in Frage, die auf mitteleuropäischen Burgen im 14.und 15. Jahrhundert als weit verbreiteter Speiseraum für Herrschaft und Bedienstete diente. In späterer Zeit erfolgte allmählich eine Separierung der Herrschaft von den übrigen Bediensteten. Die Hofstube befand sich meistens im Erdgeschoss neben der Küche.
Auffällig ist, dass im Inventarverzeichnis des Naumburger Schlosses von 1579 gleich mehrere Stuben mit Kachel- und eisernen Öfen aufgeführt sind. Die „HOBESTUBE“ ist sogar mit einem „großen Eyssern Offen“ ausgestattet. Vermutlich trug hier eine Mittelstütze (Holz oder Stein) die Decke, eventuell eine Steinsäule sogar eine Gewölbedecke wie auf der Ronneburg. Vielleicht erklärt sich von daher auch das Vorhandensein nur einer einzigen Säulenbasis.
Als schwierig erweist sich nach wie vor eine genauere Datierung der Säulenbasis. Hinsichtlich der Raumstruktur und Ornamentik könnte sie noch der mittelalterlichen Burg zugeordnet werden. Es spricht jedoch viel dafür, die Naumburger „Hobestube“ (Hofstube) als einen Ort herrschaftlicher Repräsentation mit entsprechender prächtiger architektonischer Gestaltung anzusehen, wie sie sich auf dem späteren Schloss Naumburg allmählich zeigte.
In der Festschrift: 850 Jahre Naumburg „Naumburg .1170. 2020“, Korbach 2020 S.111-113 weist Volker Knöppel darauf hin, dass Graf Daniel zu Waldeck (1568-79 und seine Frau Barbara, Tochter des Landgrafen Philip von Hessen, das Schloss Naumburg zur waldeckischen Residenz ausbauten. Nach Auskunft des renommierten Burgenforschers und Kunsthistorikers G. Ulrich Großmann passt das Facettenprofil theoretisch auch in das 16. Jahrhundert. Die Naumburger Säulenbasis dürfte ein einzigartiger Ausstattungsrest sein, der von der einstigen hohen Wohnkultur des spätmittelalterlichen Schlosses Naumburg zeugt.