Hans Stadens Reisebuch von 1557, das erste über Brasilien überhaupt veröffentlichte Werk, schreibt sich in vielfache Traditionen der Reiseliteratur ein. Die frühneuzeitlichen Reiseschilderungen waren im Gefolge des Mittelalters oft noch von Wunderdarstellungen besonders aus der Tier- und Pflanzenwelt geprägt. Staden dagegen bemüht sich in seinem zweiten Buch, eigentlich dem zweiten Teil, um eine möglichst objektive Schilderung der Fremdkultur der Tupinamba-Indigenen, bei denen er Gefangener war. In einem Aspekt seines Werks spielt aber die Magie eine große Rolle.
Staden nutzte, um sein Überleben unter den Kannibalen zu sichern, günstige Gelegenheiten, um gegenüber den Tupinamba seine Macht zu zeigen, also durch sein Gebet Regen abzuwenden, oder einen reichen Fischfang zu ermöglichen. Der Vortrag zeigt auch anlässlich des Bildmaterials zu diesen Episoden auf, wie sich Stadens Reisebuch in eine breite Diskussion über die Stellung des Wunders in der Zeit einbettet. Sein Herausgeber, der Marburger Professor Dryander, spielt in seinem Vorwort auf zwei zeitgenössische Werke über die Wahrhaftigkeit von Wundern an.
Es soll auch gezeigt werden, wie gerade einige wunderbare Erzählungen Stadens später fortleben, als Anspielungen auf sein Werk im Wagnerbuch von 1593 (in der Tradition der Faustbücher reist der Magier Wagner nach Südamerika) und warum die Familie de Bry in ihrer Amerikasammlung auf die Bildlichkeit dieser Wunderikonographie aus Rücksicht auf den Kalvinismus verzichtet haben. Zwischen Wunder und Wahrheit muss Staden 1557 sein Reisebuch verorten und dies seinen frühen Lesern durch Text und Bild vermitteln.
Donnerstag, 31. Oktober, 19 Uhr
Zehntscheune des Regionalmuseums Wolfhager Land, Ritterstraße 3, 34466 Wolfhagen
Eintritt: 3,00 €, freier Eintritt für Schülerinnen, Studierende und Mitglieder des Museumsvereins.
Weitere Informationen: Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.