Denn nur so konnte man sie als Bild erfinden und für Symbolisierungen nutzen. Dürer hat in seinen systematischen Studien sehr schnell bemerkt, dass der Künstler sich überflüssig macht, wenn er sich ganz der Abbildung hingibt, und deshalb „Natur“ aus seinen Studien nur noch zitiert, um eine „Ideallandschaft“ zu bauen als Hintergrund für menschliches wie göttliches Theater. Das jeweilige ideologische Verständnis von Natur hat also den Umgang mit Landschaft und Natur bestimmt. Die „Schöpfung Gottes“ in Besitz zu nehmen, sie sich zum eigenen Auftrag, zur konstruierten Wahrnehmung zu machen, war immer die Grundlage dieses Verhältnisses. „Macht Euch die Erde untertan, herrscht über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über das Vieh und alles Getier“ heißt es in der Genesis, 1,28. So kommt es in der bildenden Kunst zu Identifikationen und Projektionen, sei es als Vorstellung einer heilen Welt oder Sehnsucht nach „Geborgenheit“ und „Aufgehen“ in der Natur oder der Angst vor der Gewalt der Kräfte der Natur als das doch Unfassbare.
„Sogar trotz der mittlerweile verheerenden Umweltkatastrophen und den vielerorts kaum noch auszublendenden Auswirkungen des Anthropozäns, gelingt es uns erstaunlich häufig, die Landschaft noch als „typisch“ oder intakt wahrzunehmen. In Wirklichkeit aber stehen wir schon längst nicht mehr in der intakten Natur, sondern in der menschengemachten Techno-Zone“ schreibt Ann-Katrin Günzel im aktuellen KUNSTFORUM INTERNATIONAL.
Aus dieser Perspektive soll es im Vortrag um den Beitrag von KünstlerInnen in dieser Diskussion gehen. Aus der Geschichte der Kunst seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart werden exemplarische Beiträge zu diesem Thema vorgestellt.
Bernhard Balkenhol, *1951 in Hadamar/Limburg, hat an der Hochschule für bildende Kunst (HfbK) Kassel Freie Kunst, Kunstpädagogik und Grafik Design studiert.
Zwölf Jahre war er Kunstpädagoge an einem Gymnasium in Darmstadt, wurde 1988 an die Kunsthochschule Kassel gerufen und lehrte dort bis 2016 Kunst- und Mediendidaktik. 2017-19 lehrte er Kunstdidaktik an der Hochschule für Bildende Kunst (HBK) Braunschweig. Darüber hinaus hat er sich mit Fortbildungen, Vorträgen und Publikationen auch in die Fachdiskussion Kunstdidaktik eingemischt.
1995 bis 2013 war er Vorstandsvorsitzender des Kasseler Kunstvereins. Dort konzipierte und organisierte er thematische Ausstellungen wie „Surfing Systems“ (1996), „solo mortale“ (2003/4) oder „schön komplex schön“ (2013) und kuratierte zahlreiche Einzelausstellungen. Über fast alle „seine“ Künstler/innen hat er Kataloge herausgegeben und Texte verfasst.
Bernhard Balkenhol lebt in Kassel.
Regionalmuseum Wolfhager Land, Zehntscheune, Ritterstraße 1, 34466 Wolfhagen
In Kooperation mit der VHS Region Kassel
Eintritt: 3 €; freier Eintritt für Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende